Mit allen Mitteln

■ Scientology-Organisation klagt gegen Innenbehörde und „Sektenbeauftragte“

Die Scientologen zeigen sich klagefreudig. Der Hamburger Innenbehörde wollen sie verbieten lassen, deren Sektenbeauftragte Ursula Caberta weiterhin mit Recherche- und Aufklärungsarbeiten über die Scientology-Organisation zu betrauen. Eine entsprechende Unterlassungsklage ist gestern vom Münchener Anwalt Wilhelm Blümel beim Verwaltungsgericht Hamburg eingereicht worden, bestätigt Gerichtssprecherin Angelika Huusmann.

Begründung der neuen Attacke gegen Caberta: Die Leiterin der Innenbehörden-Arbeitsgruppe Sci-entology (AGS) soll vom US-Millionär und Scientology-Jäger Bob Minton ein privates Darlehen angenommen haben. Vor zwei Wochen hatten die Scientologen deswegen bei der Staatsanwaltschaft Strafantrag wegen Vorteilsannahme und Bestechlichkeit gestellt. Nun versuchen die Hubbard-Jünger mit der Klage die Innenbehörde zu zwingen, Caberta kalt zu stellen. Zumindest solle der AGS-Chefin verboten werden, außerdienstlich in ihrer Funktion Aufklärungsarbeit zu betreiben.

Caberta bestreitet die Vorwürfe. Sie sei nur einer Einladung Mintons zu einer Informationsreise in die USA gefolgt, nachdem Minton im April zu Gast in der Innenbehörde gewesen war. „Der Sache ist dem Dezernat Interne Ermittlungen übergeben worden“, erläutert Innenbehördensprecherin Susanne Fischer. Sie wundere sich nicht, dass die Scientologen, die mit allen legalen und illegalen Mitteln ihre Kritiker bekämpfen, nun auch die „verwaltungsrechtliche Schiene“ ausschöpfen. Aber die kann dauern: „Das Gericht wird der Behörde die Klage zur Stellungnahme zusenden“, sagt Huusmann. Dann werde die Klage in den normalen Geschäftsplan aufgenommen. „Vor einem Jahr ist nicht mit einer Entscheidung zu rechnen.“

Erst im April war Scientology vor dem Verwaltungsgericht mit dem Versuch gescheitert, der AGS die Verbreitung ihrer „Technologie Erklärung“ zu verbieten. Mit dem „Sektenfilter“ können sich Unternehmen von den „Praktiken und Technologien“ des Scientology-Führer L. Ron Hubbard distanzieren. Peter Müller