Auf dem Weg zu Gleis 8

■ Die Container-Geschäfte vor dem Bahnhof richten sich auf einen weiteren Winter „draußen“ ein, während seltsame Geschäfte „im“ Bahnhof Eröffnung feiern

Kurz vor Ende der Expo war es so weit: Fahrplanmäßig zwar viel zu spät, aber immerhin sind inzwischen die ersten Geschäfte im Bahnhofshallentunnel eingezogen. Zuerst öffnete ein Photo-Laden die Pforten für den Reiseverkehr, wenn auch erst mal nur provisorisch: Denn Mitte Oktober zieht das Geschäft ein Schaufenster weiter tunnelabwärts. Es folgten Bäcker und Friseur, und ab morgen wird es außerdem noch einen Fan-Artikel-Händler geben, mit dem die Bahn den „üblichen Branchenmix seit 1920“ ein wenig auflockern will.

Wie praktisch. Nicht dass ich bislang die Chance auf ein Werder-Käppi oder gar eine Dauerwelle vier Minuten vor Abfahrt schmerzlich vermisst hätte. Meist sind die Bedürfnisse viel banaler: Reiseproviant (Brötchen, Zeitung). Doch auf dem Weg vom zeitlich alles entscheidenden Fahrkartenkauf hinüber zu Gleis acht fehlten bislang derlei sinnvolle Angebote. Stattdessen hatte man für Brötchen mindestens einen Spurt aus dem Bahnhof hinaus zu den Containern auf dem Vorplatz und wieder retour (Gleis acht !) hinlegen oder hungern müssen. Es sei denn der Zug hatte Verspätung.

Nun gibt es inzwischen immerhin einen (!) völlig überlagerten Garde-Bäcker im Bahnhofstunnel. Weitere Futter-Stände, Kioske und Blumenmärkte dagegen fristen immer noch draußen ihr ungemütliches Dasein und sind seit Monaten im Einzugs-Verzug. Erst sollten ihre Läden drinnen pünktlich zur Expo fertig stehen, dann sollten sie im Oktober umsiedeln. Jetzt richten sie sich auf einen weiteren Winter draußen ein und klagen über „die Filialisten, die drinnen schneller untergekommen sind“.

Der nächste Umzugs-Termin: Frühjahr 2001. „Das ist hart“, meinen die meisten VerkäuferInnen draußen. Zwar sollten ursprünglich einige Container in der Halle überwintern. Aber inzwischen sollen die Blechunterkünfte zu groß für die neuen Türen sein, berichtet eine Mitarbeiterin vom Zeitungsstand. Die Bahn will von solchen Problemen nichts wissen. Die Geschäfte ziehen sukzessive um, und das dauere eben.

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