Die Germanen des BFC Dynamo

Bürgerinitiative wirft dem Fußballclub fehlende Distanz zum Rechtsextremismus vor

Eine Hohenschönhausener Bürgerinitiative gegen Rechtsextremismus wirft dem Fußballclub BFC Dynamo fehlende Distanz zu rechtsextremistischem Fanpotenzial vor. Der Verein habe am vergangenen Dienstag „den Schulterschluss mit rechtsextremistischen Fans“ geübt, kritisierte die „Unabhängige Anlaufstelle für BürgerInnen“ (UAB) gestern.

Ausgelöst wurden die Vorwürfe durch eine Feier unter dem Titel „Tag der Germanen“ in dem Lokal „Berliner Fußball Café“ in Lichtenberg. In altdeutscher Schrift lockten die Betreiber mit „Bedienung in Germanenkluft“. Der Germanentag wurde auch auf der Homepage des BFC beworben. Die Mannschaft, so war zu lesen, wolle „einen Beitrag für Freibier, Wein und Hirsch bereitstellen“. Die UAB sieht darin eine fehlende Distanz zum Rechtsradikalismus, in dem das Bekenntnis zu germanischen Göttern eine wichtige Rolle spielt.

Rainer Lüdtke, Fanbeauftragter von BFC Dynamo, weist diese Vorwürfe in aller Schärfe zurück. Es habe sich um ein „traditionelles deutsches Fest“ aus Anlass der Deutschen Einheit gehandelt, so Lüdtke. Rechtsextremisten hätten daran nicht teilgenommen. Nach einem Vortrag hätten die Teilnehmer über Götter wie Odin diskutiert. „Muss man sich denn dafür schämen, Germane und stolz auf sein Land zu sein“, fragte er. Lüdtke zeigte allerdings auch kein Verständnis für Bedenken gegenüber dem Zeigen von schwarz-weiß-roten Fahnen: „Auch die Reichskriegsfahne ist von den Nazis missbraucht worden.“

Die Präsidentin von BFC Dynamo, Karin Seidel-Kalmutzki distanzierte sich dagegen von dem „Tag der Germanen“. Die UAB hatte Seidel-Kalmutzki zu einem klaren Zeichen gegen das rechtsextremistische Fan-Potenzial aufgefordert. Die SPD-Abgeordnete betonte, von der Feier erst im Nachhinein erfahren zu haben. Das Lokal stehe zudem in keiner organisatorischen Verbindung mit dem Oberligaverein. Das Motto der Veranstaltung bezeichnete die Präsidentin als „sehr unglücklich“.

Der BFC Dynamo wird seit längerem wegen seiner unklaren Haltung zu rechtsextremen Fans kritisiert. Eine Studie des Zentrums Demokratische Kultur über den Bezirk Hohenschönhausen hält fest, dass sich unter den Fans des BFC führende Hooligans finden, die bereits zu DDR-Zeiten als Rechtsextremisten aufgefallen waren. Auch Kontakte zu einer neonazistischen Kameradschaft seien feststellbar.

ANDREAS SPANNBAUER