Elfenbeinküste gerät ins Chaos

Zwei Tage vor Bekanntgabe der Präsidentschaftskandidaten durch das Oberste Gericht verhängt die Militärregierung nach einem Bombenanschlag den Ausnahmezustand

BERLIN taz ■ Die Militärregierung der Elfenbeinküste hat nach einem Bombenanschlag gestern den Ausnahmezustand und eine Ausgangssperre über das westafrikanische Land verhängt. Vier Menschen wurden Mittwochabend bei dem Anschlag auf die zentrale Busstation im Stadtteil Adjame der Hauptstadt Abidjan getötet, sechs weitere verletzt, meldete das staatliche Fernsehen. Bislang gibt es noch keine bestätigten Hinweise auf die Identität der Täter, die bei dem Anschlag selbst ums Leben kamen. Mit dem Verhängen des Ausnahmezustands verdichten sich die Vermutungen, dass der regierende General Robert Guei zwei Tage vor Bekanntgabe der Kandidaten für die Präsidentschaftswahl am 22. Oktober möglichen Protesten der Opposition am Wochenende vorbeugen will.

Während des Ausnahmezustands, der laut Informationsminister Henri Sana von heute Morgen um sechs Uhr bis Montag 18 Uhr verhängt und von einer nächtlichen Ausgangssperre verschärft wurde, kann die Regierung die Straßen kontrollieren, Versammlungen verbieten und Zusammenkünfte auflösen. Noch am Mittwoch hatte der Nationale Islamische Rat (CNI) der Elfenbeinküste die Militärregierung dazu aufgerufen, in der politischen Debatte neutral zu bleiben. Doch General Guei, der sich Weihnachten 1999 an die Macht geputscht hatte, will entgegen seinen früheren Ankündigungen nun selbst als Präsidentschaftskandidat antreten. Sein gefährlichster Gegner, der ehemalige Premierminister und Mitarbeiter des Internationalen Währungsfonds, Alassane Outtara, der große Unterstützung aus dem islamischen Norden des Landes bekommt, wird am Samstag vom Obersten Gerichtshof als Präsidentschaftskandidat wohl abgelehnt. Als angeblicher Burkinabe kann Outtara nach neuestem Recht von der Wahl ausgeschlossen werden.

KATHRIN STEINBICHLER