: Spar-Verein
■ Simples Rezept: Gemeinsame Werbung als Selbstschutz der kleinen Bühnen
Vereinsmeierei spaltet die Geis-ter: in die begeisterten Anhänger und die mit den Vorbehalten. Auf dem Kultursektor dieser Stadt scheint sich allerdings eine gewisse Affinität zur Vereinsmitgliedschaft auszuzahlen. Dass nämlich ein Verein ein praktikables Mittel ist, die ständigen Etatkürzungen langfristig besser zu handhaben, beweist zum Beispiel das Altonaer Theater. Schließlich ermöglichen erst die Vereinsgelder der „Freunde“ Inszenierungen auf der kleinen Foyerbühne. Dabei gehört das Altonaer Theater noch zu den Bühnen, die bei der Geldverteilung überhaupt von der Kulturbehörde bedacht werden.
Anders ist es da schon bei den Theatern, die über weniger als 200 Plätze verfügen und ihr Kulturangebot nahezu vollständig selber finanzieren müssen. Sieben davon betroffene Bühnen organisieren sich derzeit unter der griffigen Betitelung „Verein zur Förderung der Kultur kleiner Bühnen in Hamburg e.V.“. Zu diesem Zusammenschluss kam es vor nunmehr fünf Jahren auf Initiative Marthe Friedrichs von der Kabarettbühne Mon Marthe.
Grundidee war dabei, sich in Zeiten unerbittlicher Konkurrenz so stark wie möglich gegenseitig zu stützen. Und so wie sich Marthe Friedrichs den Vorstand nun partnerschaftlich mit Ulrike von Kieseritzky vom monsun theater und Günter Dose vom Kellertheater teilt, genießen auch alle angeschlossenen Bühnen selbstverständlich gleichberechtigten Status innerhalb des Vereins. Eben „ein ganz normales Vereinsleben“, meint Ulrike von Kieseritzky. Besonders die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit soll helfen, die Exis-tenz der einzelnen Mitglieder zu sichern. Denn gerade die Werbung verschlingt natürlich einen großen Teil des kleinen Etats jeder einzelnen Bühne, darunter foolsgarden, Theater Zeppelin, das jüdische Theater Schachar und das Atrium.
Größtes Anliegen des Vereins ist allerdings die stetige Pflege der Kleinkunstlandschaft, nicht zuletzt zwecks „Attraktivitätssteigerung des Kulturstandortes Hamburg“. Der hat nämlich schon diverse Male von den kleinen Bühnen profitiert: „Sprungbrett für Künstler“, nennt Kieseritzky die kleinen Theater. Damit das auch weiterhin so funktionieren kann, suchen die Mitglieder im Kollektiv nach weiteren Förderern.
Unabhängig vom Sponsoring kommen aber auch die Theatergänger in den Genuss der Vereinsvorteile: Beim 2. Bühnenfizz im Oktober zeigen die sieben Bühnen im monsun theater ihre saisonalen Highlights. Von dieser Kreuzung aus Gala-Abend und Benefiz-Veranstaltung in eigener Sache erhofft sich der Verein, dass sich die auf ein Theater Eingeschworenen auch für andere Bühnen begeistern lassen.
Liv Heidbüchel
Bühnenfizz im monsun theater: 11. Oktober, 19 Uhr
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