Zweite Stufe

■ „Do Make Say Think“ geben epischer Instrumentalmusik einen guten Namen

„Jazz- und Ambientkompositionen mit der Energie des Punk spielen“, so wurde das Tun des Sextetts Do Make Say Think in der Vergangenheit einmal zu fassen versucht. Dann wurde in der Beschreibung auch gerne auf die musikalisch verwandten Landsleute von Godspeed You Black Emperor verwiesen – mit denen sich die Torontoer das kleine ambitionierte Constellation-Label teilen. Dessen weitere Vertragskünstler (Fly Pan Am, A Silver Mt. Zion u.a.) über denselben Kamm geschoren, wurde daraus gelegentlich eine spezifisch kanadische Idee episch ausladenden Dröhnens und orchestraler Beeinflussung von (Indie)-Rock-Positionen gezimmert: „Kanada scheint die Post-Post-Rock-Kapitale auf diesem Globus zu werden“ (Hot-Press März 2000).

Unbekümmert von – um nicht zu sagen: erhaben über – derlei Zuweisungen gibt sich dagegen die Musik von Do Make Say Think, die sich im übrigen alte Freunde von Torontos Latexfeminismus-Export Merril Nisker alias Peaches nennen dürfen. Rockfundamente, Jazz-Instrumentierung und dubbige Produktionstricks und -kniffe führten auf dem selbstbetitelten Debütalbum zu mäandernden Klanggebilden zwischen Highway und Highsein, gelegentlich etwas zu verzettelt, um dauerhaft zu faszinieren.

Konzentrierter ging es da jüngst auf dem zweiten Album, symptomatisch ausladend Goodbye Enemy Airship The Landlord Is Dead betitelt: In einem Farmgebäude außerhalb Torontos aufgenommen – zirpendes Getier inklusive –, formuliert die Band darauf vielleicht besser als je zuvor, worum es ihr immer schon gegangen sein mag. Twanggitarren und verhaltene Bläser schwingen sich auf, erzeugen tosende Spannungsmomente, brechen jäh ab und fallen zurück in lethargisches Treiben. „Do Make Say Think haben lange etwas angedeutet, ihre besten Ideen schienen ihre Köpfe einfach nicht intakt verlassen zu können – bis jetzt“ (Now Magazine März 2000). Zeit, Asphalt-, Space- und meinetwegen Post-Rock wieder einmal einen guten guten Namen zu geben. Alexander Diehl

heute, 21 Uhr, Molotow