Gediegenes Konfetti

Kabarett, Tanz, Schauspiel: „Bühnenfizz“ im monsun  ■ Von Liv Heidbüchel

„Bühnenfizz“ klingt wie Benefiz. Überlegten sich zumindest die Organisatoren dieser so bezeichneten Veranstaltung. Immerhin ist das nun schon im zweiten Jahr stattfindende Bühnenfizz tatsächlich eine Benefiz-Gala. Und günstigerweise fällt deren guter Zweck zurück auf die Veranstalter selbst: nämlich den „Verein zur Förderung der Kultur kleiner Bühnen“. Der besteht zur Zeit aus sieben Theatern, deren Gemeinsamkeit nicht nur die Kleinkunst ist. Was sie vereint, sind vor allem zwei Charakteristika: ihre Größe und ihre Not, sich weitgehend selbst finanzieren zu müssen (taz hamburg berichtete).

Seit der Gründung vor fünf Jahren nimmt sich der Verein der gemeinsamen Werbung an. Ziel war stets, Hamburgs Öffentlichkeit die Existenz der kleinen Kulturschauplätze nicht vergessen zu lassen. Konkreter als bei einem Festival lässt sich die Artenvielfalt der kleinen Bühnen kaum veranschaulichen, beschloss der Verein. So ist das Bühnenfizz eine willkommene Gelegenheit für alle Mitglieder, ihre Attraktionen dieser Spielzeit vorzustellen. Traf man sich vergangenes Jahr noch im Atrium, wurde für das diesjährige Bühnenspektakel passend zum 20jährigen Jubiläum das monsun theater auserkoren. Fester Wunsch ist, dass sich das Bühnenfizz zur Institution mausert und beständig mehr Besucher für die kleinen Theater gewinnen hilft. Daher hat sich der Verein neben dem umfänglichen Kleinkunstangebot auch andere vielversprechende Attraktionen ausgedacht. Vergleichbar mit einem Abonnement, nur in weitaus exklusiverer Verpackung, können zum Beispiel die sogenannten Kulturpakete 3000 erworben werden: In einer von Hamburger KünstlerInnen gestalteten unikalen Hülle verbergen sich 50 Freikarten für die sieben Bühnen.

Keineswegs irritieren lassen sollte man sich von Schirmherrin Anke Kuhbiers Hinweis, dass die Zuschauer ein wahres „Konfetti bester Bühnenkunst“ erwarte. Gemeint ist natürlich die gesamte Bandbreite von Pantomime über Kabarett und Sprechtheater bis zu musikalischen Einlagen unterschiedlichen Schlages. So bietet das foolsgarden sowohl mittelalterliche Musik und Obertongesang der Gruppe Nolens Volens, als auch heißen Flamenco mit der Tänzerin Carolina Baer. Für Klezmer-Variationen im Kaffeehausstil sorgen die Two Troubadouras.

Das monsun theater steuert in Richtung Musik die Sopranistin Dörthe König bei, die mit Klavierbegleitung unter anderem Fauré und Richard Strauss interpretiert. Aber auch das Ensemble des Theaters darf ans Mikrophon und konfrontiert das Publikum mit „schwindelnden Erregbarkeiten“ von Kreisler, Tucholsky und Co. Mon Marthe zeichnet – wie nicht anders zu erwarten – für den kabarettistischen Teil des Gala-Abends verantwortlich: Ex-Rocker Kalla Wefel amüsiert sich singenderweise über die Alt-68er, während Helga Siebert alles dransetzen wird, den Zuschauern alles Wichtige über Finanzen zu verklickern. Von magischen Zahlen zur Zauberei führt dann Eckart Bach mit seiner „Max Fingerhut Zaubershow“.

In Richtung märchenhafter Abgründe driftet Stefan Schwidder in seiner literarischen Comedy, präsentiert als das Highlight des Atrium. Der Beitrag vom Theater Schachar, ansässig im Haus Drei, stellt in seiner Produktion Harrüh! Überlegungen zu den Deutschen und ihrer Sicht auf das sogenannte Fremde an. Ingrid Reichling vom Kellertheater gibt mit Du irrst, Lysistrate einen Vorgeschmack auf das Programm „Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“. Wohl die jüngsten Teilnehmer schickt das Theater Zeppelin: Die Kinder dieser Theaterschule singen Teile aus Kirina in der Mühle der Macht in der Regie von Erwin Groß.

Ob man das alles nun Konfetti nennt oder gediegender als abwechslungsreich bezeichnet: Das Motto des Bühnenfizz, „Kleine Bühnen – Ganz groß“, kann man sicher so unterschreiben.

2. Bühnenfizz, 11. Oktober, 19 Uhr, monsun theater