american pie
: Tiger „Swoosh“ Woods und sein neuer Werbevertrag

Perfekter Domestik

... with the jester on the sidelines in a cast

Manchmal sieht Eldrick „Tiger“ Woods tatsächlich so aus, wie sein Hauptsponsor es wünscht: Wenn sich sein Körper nach dem Abschlag im Abfedern des Schwungs verwindet, dann ist Woods der leibhaftige Swoosh jener Sportartikelfirma aus Seattle – Nike. Swoosh? So nennen sie das Hakenlogo, Erkennungszeichen des Branchengiganten. Abgesehen vielleicht von Coca Cola oder Ford verstehen es Nikes Manager in selten gefinkelter Weise, ihre Produkte zu stilisieren und mit den richtigen Werbeträgern zu verbinden. Golfer Woods ist nahe dran, zu einem Pars-pro-toto-Produkt zu werden. Coca-Cola ist zum weltweiten Synomym eines koffeinhaltigen Softdrinks geworden. Woods ist die Ikone des Golfs, der allein in diesem Jahr 8,286821 Millionen Dollar bei Turnieren gewonnen hat. 8 Millionen, immerhin. Nike will ihm 100 überweisen.

Der neue Vertrag steht. Er läuft über fünf Jahre und endet 2006, wenn Woods, so die Hoffnung, auf dem Höhepunkt seiner Karriere steht und die US-Amerikaner am liebsten mit dem Swoosh-Putter einlochen und mit Nike-Wedges über die Fairways wandern. Bereits heute spielt Tiger nur mit dem Golfball seiner Geldgeber.

Phil Knight, der Boss der Nikeaner, war immer schon ein heller Kopf. Gier nach Geld, simpler Antrieb von Krämerseelen, verbarg er hinter Images, die Sportidole am besten verkörperten. Zunächst war da der Basketballer Michael Jordan. Als der abtrat, wusste Knight sofort: „Jeder war auf der Suche nach dem nächsten Michael Jordan, und alle schauten nur auf die Basketballfelder. Dabei lief er über die Grüns.“

Golf ist selbst für amerikanische Verhältnisse randständig, nur eine große Sportart unter vielen, aber nicht ganz top. Dass Woods dennoch Jordan als teuersten Werbeträger ablöst, liegt nicht nur am charmanten, sonnigen Lächeln Tigers, sondern auch am Deal der Öffentlichkeit, die goldigen Eigenschaften des farbigen Golfers als perfekte Domestikation der Schwarzen abzufeiern. Und zu belohnen. 1996 durfte sich Tigers Manager, Mark Steinberg, über einen Nike-Kontrakt in der Höhe von 40 Millionen Dollar freuen, nun sagt er: „Tiger wird nur für das ausgezahlt, was er ihnen allen gegeben hat.“ Vor Steinbergs Büro stehen American Express oder EA Sports Schlange, allein der Swoosh kommt auf Tigers Kleidung – und kein Werbe-Patchwork. So will es Nike.

Steinberg weiß, wohin der Weg seines Schützlings führen wird. Derzeit ist Woods der meistfotografierte Athlet weltweit. Und bald: der meist fotografierte Entertainer der Welt. Aber ist er das nicht eh schon?

MARKUS VÖLKER