Die Bretter, die den Figuren die Welt bedeuten

■ Morgen startet der Hamburger SK in die neue Saison in der Schach-Bundesliga. Der Sport soll durch begleitende Turniere für die Zuschauer attraktiver gemacht werden

Wenn Damen Könige bedrohen, Springer über Bauern hüpfen und Menschen von Sizilianischen Eröffnungen sprechen, handelt es sich um Schach und mithin um den langweiligsten Sport der Welt. Noch weit hinter Eiskunstlauf und Rhythmischer Sportgymnastik. So lautet zumindest ein gängiges Vorurteil gegenüber dem Spiel der Könige, dem die Aktiven vehement widersprechen. Das können sie auch leichten Herzens tun, sitzen sie doch selbst an den Brettern, die ihren 32 Figuren die Welt bedeuten. Aber anderen Menschen beim Nachdenken zuzuschauen ist nicht jedermanns Sache.

Der mangelnden Attraktivität des Schach sind sich auch die Bundesliga-Routiniers vom Hamburger SK bewusst. Sie starten an diesem Wochenende in die neue Saaison. Zum Auftakt bescherte ihnen die Auslosung zwei Heimspiele. Der HSK trifft genauso wie sein Reisepartner, SV Lübeck, auf die Berliner Teams aus Neukölln und Tegel. Über die Reisepartnerschaften können die Vereine Gled sparen, indem sie jeweils im Doppelpack an einem Wochenende bei ihren Gegnern antreten.

Vor allem die Lübecker machen sich in dieser Spielzeit Hoffnungen auf den Titel: Ihr Team, unter anderem mit dem Weltranglistenfünften Michael Adams und dem -sechsten Alexej Schirov, ist das Stärkste, das jemals in der Bundesliga aufgeboten wurde. Aber auch der HSK soll oben mitspielen. Seine Spitzenspieler, der Däne Sune Berg Hansen und der slowakische Nationalspieler Josif Dorfmann sind derzeit in hervorragender Form.

Damit aber überhaupt jemand zu den Spielen kommt – und um die Attraktivität die Schach denn doch unter Beweis zu stellen – möchte der HSK seinen Sport anders präsentieren. Die Zuschauer sollen ihre passive Rolle aufgeben und selbst an den Partien spielen können – wenn auch nicht um Bundesligapunkte. Jedermann kann gegen Großmeister antreten oder sich in Blitzpartien mit ihnen messen. Und damit den Profis das Siegen nicht zu leicht fällt, treten sie in Simultanpartien an20 Brettern zugleich an. Eberhard Spohd

Das Programm: Großmeister Lubomir Ftacil spielt simultan an 20 Brettern, heute, 15 Uhr, Billstedt-Center, Möllner Landstraße 3; Blitzturnier der Großmeister beim HSK, heute, 19 Uhr, Schellingstraße 41; 1. und 2. Runde der Bundesliga, morgen, 14 Uhr und Sonntag, 9 Uhr, Schule Käthnerkamp, Brucknerstraße 1A; Bundesligaspieler Dirk Sebastian spielt simultan an 20 Brettern, morgen, 14 Uhr, Schule Käthnerkamp; Karsten Müller analysiert die Begegnungen des Wochenendes, Montag 19 Uhr, Schellingstraße 41