Gesucht: Studentenbuden

Ausschuss für Stadtentwicklung gibt grünes Licht zum Verkauf des Studentendorfs Schlachtensee. Ab Februar 2001 beginnt der Auszug. Das Dorf ist zu 100 Prozent, hauptsächlich mit Stipendiaten, belegt

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Die Bewohner des Studentendorfs Schlachtensee müssen die Koffer packen. Der Ausschuss für Stadtentwicklung gab am Mittwochabend grünes Licht für den strittigen Verkauf des denkmalgeschützten Ensembles. Bis zum 28. Februar 2001 sollen die meisten der 1.050 dort lebenden Studenten ausgezogen sein. Endgültig geräumt werden können die 23 Häuser aber erst Ende nächsten Jahres. Dann laufen die letzten Mietverträge mit Studenten und Wohngemeinschaften aus.

Die Entscheidung, das Studentendorf Schlachtensee aufzugeben und das Gelände an einen Investor zu verkaufen, fiel denkbar knapp aus. Mit nur einer Stimme Mehrheit besiegelten die Ausschussmitglieder von SPD und CDU das Ende des Studentendorfs und entsprachen damit dem Willen des Senats, den FU-nahen Wohnstandort zu kippen. Der PDS-Abgeordnete Freke Over hatte dagegen gefordert, das Areal weiter für studentisches Wohnen zu nutzen.

In der Vergangenheit hatten die FU-Leitung, Studenten und Denkmalschützer dafür plädiert, das 1957 erbaute Studentendorf Schlachtensee wegen seiner baulichen Gestalt aus Einzel- und Gemeinschaftshäusern zu erhalten. Wegen des hohen Sanierungsaufwands und eines angeblichen Mangels an Bedarf forderte der damalige Wissenschaftssenator Peter Radunski (CDU) 1998, das Dorf zu schließen und die Mehrzahl der Häuser abzureißen. Zugleich hatte sich Radunski dafür ausgesprochen, das Grundstück dem Investor Realprojekt als Tauschgeschäft für den Bau der Berlinischen Galerie anzubieten. Mittlerweile hat Bausenator Peter Strieder (SPD) den Tausch revidiert und setzt auf „eine europaweite Ausschreibung“ des Geländes, wie Strieders Sprecherin Dagmar Buchholz sagte.

Für die Bau- und die mit ausschreibende Finanzverwaltung hat die Entscheidung vom Mittwoch allerdings einen Haken. Während Strieder das Areal mit einem Kernbestand von fünf Häusern zum Verkauf anbieten will, forderte der Ausschuss den Erhalt von mehr Häusern. In dem Beschluss, so SPD-Bauexperte Michael Arndt, sei „keine Zahl genannt worden“, das habe man „bewusst so entschieden“.

Jörg Müller, Sprecher des Studentendorfes, zeigte sich enttäuscht von der Entscheidung. Das Dorf sei „zu 100 Prozent belegt“ – davon 400 neue Stipendiaten. Auch hätten zahlreiche Bewerber abgewiesen werden müssen. Müller: „Hier von fehlendem Bedarf zu sprechen, schreit zum Himmel.“