schlachtensee
: Das Märchen vom Leerstand

Im Ranking um erstklassige studentische Ausbildung genießt der Wissenschaftsstandort Berlin keinen guten Ruf: Schlechte Betreuung, überquellende Seminare oder veraltete Lehrinhalte gehören zu den Hauptkriterien der Ablehnung.

Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Noch unbeliebter wird der Universitätsstandort Berlin mit rund 130.000 Studenten, wenn sich die verhängnisvolle Strategie der Wissenschaftsverwaltung durchsetzt, die Zahl studentischer Wohnheimplätze drastisch zu reduzieren. Das Argument, es bestehe kein Bedarf, gehört dabei zuerst ins Reich der Märchen. Die Wohnheimplätze der beiden großen Studentendörfer nahe der Freien Universität sind voll belegt. Das Verkaufsobjekt Schlachtensee hat eine Auslastung von 100 Prozent. Dass dort rund 700 Bewerber abgewiesen werden mussten, scheint zur Wissenschaftsverwaltung ebenso wenig durchgedrungen zu sein wie die Tatsache, dass für die 400 ausländischen Stipendiaten der gemeinschaftlich genutzte Ort als wichtiges Lebens- und Kommunikationszentrum in einer fremden Stadt dient – ganz zu schweigen von der günstigen Miete.

Derzeit arbeitet die Verwaltung an einer Studie für studentischen Wohnraumbedarf. Dass dabei weniger Buden herauskommen werden als bisher genutzt, hat politische Gründe, praktiziert man doch den Ausstieg aus der öffentlichen Wohnraumversorgung für Studenten. Für viele Studenten-Urbaniten mag das kein Problem sein. Für alle, die in Schlachtensee wohnen, bleibt diese existenziell.

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