Mehr Moral fürs Geld

Stiftung: Investmentfonds sollen Auskunft geben über soziale und ökologische Anlagepolitik. Grüne wollen Berichtspflicht für Geldanleger

von BARBARA DRIBBUSCH

Deutschland nach der Rentenreform: Die Bundesbürger legen viele Milliarden Mark privat für ihr Alter zurück. Sie investieren dabei möglichst nur in Unternehmen, die bestimmten ökologischen und sozialen Kriterien entsprechen. Das zumindest wünscht sich die Bonner Stiftung Zukunftsfähigkeit. Die Stiftung will eine „Berichtspflicht“ gesetzlich verankern lassen, nach der Investmentfonds und Versicherer entsprechende Auskunft über ihre Anlagepolitik geben müssen.

Käme eine solche Berichtspflicht, müssten die Manager von Geldanlagen, die der Altersvorsorge dienen und demnächst staatlich gefördert werden, ihren Anlegern regelmäßig mitteilen, ob sie bei ihren Investments auch auf soziale und ökologische Kriterien achten. Der umweltpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Reinhard Loske, sprach sich auf einem Hearing der Stiftung Zukunftsfähigkeit am Donnerstagabend in Berlin für eine solche Reportpflicht aus. Loske sagte, das Bundesarbeitsministerium sei beauftragt worden, in Zusammenarbeit mit dem Bundesfinanzministerium eine entsprechende Arbeitsgruppe einzurichten. Die Gruppe soll die Chancen des Vorschlags ausloten.

Befürworter berufen sich auf das Beispiel Großbritannien. Dort sind die betrieblichen Pensionsfonds seit Juli 2000 gesetzlich verpflichtet, ihren Klienten mitzuteilen, ob sie bei ihren Anlagen auch ethische, moralische und ökologische Kriterien berücksichtigen. Einige Fonds schließen Rüstungsbetriebe, Tabak- oder Alkoholkonzerne von ihrem Portfolio aus. Sehr viel verbreiteter ist jedoch die so genannte „konstruktive Einmischung“, so schildert das Berliner Umweltforschungsinstitut Ecologic die Praxis in Großbritannien. Dabei sprechen die Fondsmanager lediglich bei den Unternehmen vor und regen etwa an, Zahlen über den Energieverbrauch zu übersenden oder Auskunft über die Einhaltung von Sozialstandards zu geben. „Die Erfolge dieser Strategie sind oft nicht sichtbar“, räumt Ecologic ein. Verbraucherschützer fordern daher in Deutschland eine Standardisierung von Kriterien, anhand derer Unternehmen in ihrem ethischen, sozialen und moralischen Engagement bewertet werden.

Die Münchner Beratungsfirma Oekom spielt hier eine Vorreiterrolle. Oekom hat 170 internationale Unternehmen aus den Branchen Öl und Gas, Automobile, Banken und Einzelhandel unter die Lupe genommen und beruft sich dabei auf soziale, ökologische und soziokulturelle Kriterien des Frankfurter Moraltheologen Johannes Hoffmann.

Rund 100 Fragen werden den Firmen gestellt, darunter etwa, ob es Mitarbeiterkomitees mit Entscheidungsbefugnis gibt, ob Männer und Frauen bei gleicher Qualifikation gleich bezahlt werden oder ob Beschäftigten aus verschiedensten Kulturen weltweit Möglichkeiten eingeräumt werden, religiösen Bräuchen nachzugehen.

Aus den Antworten, aber auch aus Recherchen bei Greenpeace und Transparency International werden die Unternehmen bewertet; die Bestnote ist ein A, die schwächste ein D. Nach dem Oekom-Rating erreichte BMW mit einem „B minus“ den vorderen Platz seiner Branche; beim Einzelhandel bekam Karstadt Quelle mit einem „B minus“ die beste Note. Das Schlusslicht war hier das Modehaus Gap mit der Note D.

Oekom finanziert sich vor allem durch den Verkauf seiner Rating-Listen. „Die Firmen wollen wissen, wie sie im Vergleich zur Konkurrenz dastehen“, erklärte Oekom-Analyst Robert Haßler.