Donum Vitae klamm

Der Laienverein für Schwangerenberatung ist nur dort aus dem Schneider, wo die öffentlichen Zuschüsse sprudeln

BERLIN taz ■ Rita Waschbüsch übt sich in Verbalakrobatik: Im vergangenen September hatte sie den Verein „Donum Vitae“ ins Leben gerufen, um den Rückzug der katholischen Bischöfe aus der staatlichen Schwangerenberatung aufzufangen. Nach einem Jahr zog Waschbüsch gestern in Berlin eine „positive Bilanz“ der bisherigen Arbeit. Dabei hat der Verein an allen Fronten zu kämpfen: Von einem flächendeckenden Beratungsangebot kann bislang keine Rede sein. Die Finanzierung ist weiterhin ungeklärt.

Das Ziel, das sich Donum Vitae gesetzt hat, ist ehrgeizig: 100 Beratungsstellen will der Verein bis Ende 2001 in Deutschland einrichten. Doch seit der Gründung im September 1999 hat er bundesweit erst elf Beratungsstellen aufgebaut – allein neun davon im Bereich der Diözese Köln, die bereits seit Juni keine Scheine mehr ausstellt. In Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt gibt es dagegen derzeit keine einzige Beratungsstelle.

Es fehlt am Geld. Zwar müssen die Bundesländer zwischen 30 und 50 Prozent der Kosten zuschießen, da sie gesetzlich verpflichtet sind, ein „plurales Beratungsangebot“ – also auch katholische Beratungsstellen – bereitzustellen. Nordrhein-Westfalen hat den Verein gar als „armen Träger“ anerkannt und übernimmt 80 Prozent der Beratungskosten. Hier kann Donum Vitae denn auch voraussichtlich 37 der bisher 46 kirchlichen Beratungsstellen übernehmen. In Bayern werden wohl 17 der 23 Beratungen durch die kirchlichen Laien weitergeführt. In Niedersachsen können dagegen nur 8 der bislang 41 Stellen übernommen werden, da das Land lediglich 40 Prozent der Kosten zuschießt. Denn nicht alle Bundesländer entziehen ihren Zuschuss kurzerhand den amtskirchlichen Beratungen: So will Rheinland-Pfalz die „Restberatung“ durch die Kirche weiter finanzieren.

Mit einer Werbekampagne wollen die katholischen Laien in den kommenden Wochen Gelder für ihren Verein einsammeln. Zu diesem Zweck will Donum Vitae eigens eine Stiftung einrichten.

Doch ein anderes Problem dürfte Waschbüsch ebenso stark beunruhigen. Seitdem im Mai die erste Beratungsstelle im saarländischen Homburg eingerichtet wurde, hat der Verein in seinen elf Filialen erst 500 Beratungen durchgeführt. Der Streit um die Zukunft der katholischen Schwangerenberatung in Deutschland hat viele Frauen in Deutschland verärgert. Sie gehen schlicht in andere Beratungsstellen. NICOLE MASCHLER