„Will sie bezwingen“

Deutschland wird Vizeweltmeister bei der Karate-WM in München. Weniger erfolgreich: Armel Navar Ramampiandrimanana, 18, aus Madagaskar

MÜNCHEN taz ■ Um es gleich zu sagen: Wir sind wieder wer! Vizeweltmeister nämlich. Zwar nicht im Fußball, aber immerhin in Karate! An diesem Wochenende fanden in München die Weltmeisterschaften statt.

Gekämpft wurde in zwei Disziplinen. Kata und Kumite. Kata ist eine Art Scheinkampf. Man führt eine Kür vor, mit Sprüngen und Schlägen und Griffen, und Punktrichter bewerten das Ganze nach Dynamik, Technik und Ästhetik. Wie beim Eiskunstlaufen. Hier waren die Deutschen nicht so erfolgreich: Platz 5 und 7. Zu wenig für den Medaillenspiegel.

Besser war die Nationalmannschaft im Kumite. Das ist der freie Kampf, bei dem zwei Kontrahenten gegeneinander kämpfen. Man darf den Gegner aber nicht treffen, nur Andeuten ist erlaubt. Am besten konnten das unsere Nachbarn aus Frankreich, sie räumten sowohl in den Einzeln als auch in der Mannschaftskategorie mächtig ab. Immerhin holten in der Männerteam-Wertung mit Fadi Chaabo, Thomas Nitschmann, Mark Haubold, Andreas Horn und Samad Azadi Silber, nach einem 1:3 im Finale gegen Frankreich. Weniger erfolgreich war Madagaskars einziger Kämpfer. Ein Gespräch:

taz: Sie haben in der ersten Runde in der Gewichtsklasse bis 60 kg gegen den Franzosen Cecil Boulesnane 0:3 verloren. Was lief schief?

Armel Navar Ramampiandrimanana: Weiß nicht. Ich habe gut gekämpft und mein Bestes gegeben. Boulesnane zählt ja zu den Favoriten.

Wie kommt man auf Madagaskar zum Karate?

Meine Eltern haben mich in die Karateschule geschickt . . .

. . . weil sie Ruhe wollten?

Nein. Damit ich körperlich und geistig ausgebildet werde.

Was offenbar gelungen ist.

Ja, Karate ist Teil meines Lebens. Ich habe den schwarzen Gürtel, den ersten Dan, und es ist noch lange nicht Schluss.

Was haben Sie noch vor?

Ich will an vielen Weltmeisterschaften teilnehmen. Vielleicht gelingt mir mal eine Überraschung. Ich bin schon Landesmeister. Afrikameister auch.

Dann sind Sie in Madagaskar ein Star?

Karate ist zwar nach Fußball die zweitpopulärste Sportart. Aber ein Star bin ich nicht.

Warum?

Dafür bin ich zu bescheiden.

Leben Sie vom Karate?

Ich bin Student in Tananarive. Ich studiere verschiedene Fächer; Sprachen, etwa Spanisch.

Was wollen Sie hier von den Stars lernen?

Nichts. Ich will sie bezwingen.

Ihr Name ist für unsere Verhältnisse ungewöhnlich lang. Auch für Ihre?

Nein, bei uns haben alle so lange Namen.

Hat Rama ... m ...

Ramampiandrimanana.

Hat das eine Bedeutung?

Es heißt soviel wie: Ich bin ein reicher Mann und bringe die Leute zum Einschlafen.

Sind Sie denn reich?

Neeeeee.

Und was ist mit Einschlafen?

Weiß ich nicht. Der Name ist von meinen Eltern.

Haben Menschen oft Probleme mit der Aussprache?

In Madagaskar natürlich nicht. Aber bei Wettkämpfen wie hier kommt das schon vor.

Sind Sie deshalb böse?

Natürlich nicht.

Haben Sie einen Tipp, wie man sie unfallfrei anspricht?

Nennen Sie mich beim Vornamen: Armel Navar. Das reicht.

Danke für das Gespräch, Armel Navar.

Bitte schön.

TEXT/INTERVIEW:
GERALD KLEFFMANN