Commerzbank macht Filialen dicht

Knapp die Hälfte aller Filialen in Ballungszentren ist betroffen. Damit folgt die Bank dem Trend der Branche

BERLIN taz ■ In den nächsten zwei Jahren wird die Commerzbank von ihren 347 Filialen in Ballungsräumen knapp die Hälfte mit anderen zusammenlegen oder schließen. Nach einem der taz vorliegenden Stufenplan sollen 2001 zunächst 81 Filialen, ein Jahr später noch einmal 80 wegrationalisiert werden. Diesen Plan hat jüngst der Vorstand der Commerzbank gebilligt. Nach Vorstandsüberlegungen sind vor allem die 268 Filialen betroffen, die weniger als 3.500 Privatkunden haben. 60 Prozent von ihnen sollen zu einer Größe mit 5.000 Privatkunden fusionieren. In den „Nichtballungsräumen“ werden 75 Außenstellen bis 2002 aufgelöst oder zusammengelegt.

Ein Firmensprecher bestätigte gestern gegenüber der taz die Pläne, wollte aber die Zahlen nicht kommentieren. Das Internet offeriere neue Vertriebswege. Dem müsse die Firmenpolitik Rechnung tragen. Man werde sich aber aus der Fläche nicht zurückziehen. Nach den gescheiterten Fusionsbemühungen mit der Dresdner Bank hatte die Commerzbank im August aus Kostengründen erwogen, bis zu 20 Prozent ihrer Filialen in Deutschland zu schließen. In Ballungsräumen fallen die Streichungen jetzt mit 46 Prozent drastischer aus.

Mit einem so genannten Umsetzungshandbuch hat der Vorstand jetzt seine Ablaufvorstellungen vorgelegt. „Nach diesen sollen die Commerzbank-Gebietsleitungen bis 30. November Vorschläge machen, wie sie die Vorgaben umsetzen können“, erklärt Klaus Seven, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender in Köln. Man sei nicht generell gegen die Vorstandspläne, da sie zur Konzentration von Know-how und somit zur Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens beitrügen. Bereits Anfang Dezember soll die konkrete Fusions- und Streichliste feststehen.

Dieter Hein, Bankenexperte von Credit Lyonnais, erklärte, die Commerzbank folge damit dem generellen Trend in der deutschen Bankenbranche. Sowohl die Deutsche als auch die Dresdner Bank planten seinen Angaben zufolge die Schließung von je 300 Filialen. NICK REIMER