Stahlhelm ab zum Wegtauchen

■ Neonazi-Kampfbund gibt Franz Steldte-Anwesen bei Jork auf. Antifaschisten: Dem öffentlichem Druck gewichen

Der „Stahlhelm – Kampfbund für Europa“ vor den Toren Hamburgs bei Jork im Alten Land hat sich offiziell aufgelöst. Die Entscheidung zur Selbstauflösung des paramilitärischen Neonazivereins ist bereits auf einer Versammlung im Juni getroffen worden. In Jork unterhielt der Stahlhelm sein Schulungszentrum „Franz Steldte-Haus“, das Ausgangspunkt von „Biwaks und Wehrsportübungen und -prüfungen“ sowie „Jugendfreizeiten“ war.

Begründet wird die Selbstauflösung mit Vorfällen, „die eine problemlose Vereinsarbeit“ im Alten Land „nicht mehr möglich machten“. So seien die „Bundesführer“ Gunther Drückhammer und sein Sohn Kai-Uwe mit „Verfahren überzogen und rechtswidrig verhaftet“ worden. „Unsere geschlossenen Veranstaltungen werden mit Hundertschaften gestürmt“, beklagen die Drückhammers. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) macht vielmehr den „massiven politischen und öffentlichen Druck“ für das Abtauchen verantwortlich.

Während nämlich die Stahlhelm-Dependancen im Süden der Republik schon lange ins Visier von Staats- und Verfassungsschutz geraten waren, konnten sich die rechten Kämpfer in Hamburger Umland bis Ende vorigen Jahre weitgehend unbehelligt tummeln. Erst Medienberichte zum Jahresanfang ließen die Verantwortlichen aufhorchen.

Der Stahlhelm versteht sich als „national, völkisch, antisemitisch und revisionistisch“. Der Verein ist in den 50er Jahren wiederbelebt worden, das Jorker Anwesen trägt den Namen seines Vorbildes Franz Steldte. Steldte hatte den Stahlhelm 1918 gegründet und 1933 in die SA eingegliedert. „Das oberste Ziel ist die Wiederherstellung des Deutschen Reiches in seinen historischen Grenzen und die Wehrfähigkeit der deutschen Jugend“, lautete die Devise des Bundesführes Günther Drückhammer.

Dass die Wehrsportübungen keine Kriegspielereien waren, belegten 1998 Razzien bei Mitgliedern des 100 Personen umfassenden Vereins. Die Polizei fand Maschinenpistolen, Gewehre und Granaten.

Obwohl die „Mitglieder sofort von der Mitgliedschaft des Bundes“ befreit worden sind, können die Rechten ihrem Verein treu blieben: Denn die Landesverbände Pfalz und Flandern (Belgien) nahmen an dem Auflösungsprozess nicht teil und wollen die Ziele des Kampfbundes in einem international operierenden Netzwerk weiter verfolgen.

Peter Müller/Andreas Speit