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„Shang-High Noon“

Die Eroberung des Westens in der Kung-Fu-Variante: Jackie Chan, größter Star des Hongkong-Kinos, feiert mit seinem neuen Film auch seinen endgültigen Einzug in die (westliche) Filmhistorie. Zwar fanden seine zahlreichen Hongkong-Produktionen schon früh auch in Europa und den USA eine Fangemeinde, die sich in Videotheken mit dem über 100 Filme umfassenden Werk des Kung-Fu-Komödianten eindeckte. Doch Jackie Chans Versuche, seine Karriere in den Achtzigern auch auf die USA auszudehnen, endeten allesamt als Flops. Erst seit ihm 1995 mit der Hongkong-Produktion „Rumble in the Bronx“ ein Überraschungserfolg an den US-Kinokassen gelang, stehen ihm dort die Türen offen. Heute wird Chan von Hollywood umworben, und auf dem „Walk of Fame“ verewigte er 1996 seine Hände und Füße im Beton – und seine Nase.

„Shang-High Noon“, sein neuer Film, ist ein familienfreundliches Vergnügen, die Story schnell erzählt: Zarte Prinzessin wird aus dem kaiserlichen Palast Chinas in den Wilden Westen verschleppt, wo ein chinesischer Schurke sie gefangen hält. Jackie Chan reist der Entführten im Gefolge einer Drei-Mann-Delegation hinterher und befreit sie letztendlich aus der Gewalt der Geiselnehmer. Bevor er sein Ziel erreicht, muss er sich aber noch durch eine Reihe kniffliger Situationen schlagen.

Der Kostümfilm lebt von seinen kunstvollen Kung-Fu-Keilereien, schlägt aber auch aus dem „Clash of Cultures“ im Wilden Westen sein komödiantisches Kapital. Chinesen, Indianer und Cowboys bevölkern eine Bilderbuch-Western-Landschaft, die sich vor allem dadurch von vergleichbaren Szenarien abhebt, dass der zentrale Held ein Chinese ist.

Eine Konzession ans US-Publikum sind die Nebenrollen: Mit dem Cowboy Owen Wilson steht Chan ein Gefährte zur Seite, der dessen Kampfkünste durch lockere Sprüche ergänzt, die Rolle der Prinzessin wurde mit der Schauspielerin Lucy Liu besetzt, die aus der US-Serie „Ally McBeal“ bekannt ist. Auch ideologisch scheint Jackie Chan mit „Shang-High Noon“ im Westen angekommen zu sein: Am Ende kehren er und die befreite Prinzessin jener „asiatischen Despotie“, der sie eigentlich eher unfreiwillig entronnen sind, den Rücken und bleiben in ihrer neuen Heimat.  BAX