■ Urdrüs wahre Kolumne
: Kein Bier für Bremer

Die große WELT im kleinen Bremen kündet ihrem Publikum in der gestrigen Lokalausgabe, dass Willi Lemke höchstwahrschein-lich zu Ministerehren in Berlin kommt. Jetzt muss Perschau zeigen, ob er managermäßig was vom Werder-Willi gelernt hat: Derart talentierte Liberos auf der Transferliste müssten ja nun mindestens zwei oder drei Jahre Verlängerung beim Länderfinanzausgleich bringen – und eigentlich könnte Lemke ja gleich ein paar großkoalitionäre Versorgungsfälle von der Reservebank der Siechen und Lahmen mit entsorgen! Fällt doch in Berlin gar nicht weiter auf ...

Ein BERTINI-PREIS 2000 „für Jugendliche, die sich engagieren gegen Unrecht und für gleichberechtigtes Miteinander“ wird von der Deutschland-Repräsentanz des multinationalen Klops-Konzerns Mc Donald's gesponsert, was ich anlässlich eines Besuchs im etwas anderen Restaurant zunächst beifällig zur Kenntnis nehme, um dies nach Nutzung der Toilettenanlage sofort zu relativieren: „Ich bin keine Angestellte“, beginnt dort auf einem Schildchen neben dem Zahlteller die Klofrau mit der Schilderung ihres Elends. Sie beziehe kein Gehalt und sei zur Bestreitung ihres Lebensunterhalts ausschließlich auf die milden Gaben der Kunden angewiesen ... Wo ist der sozial denkende Zorro, der sich ob dieser herzzereißenden Ungerechtigkeit im unerbittlichen Kampf gegen solche Baalspriester des Outsourcing mit schlagkräftigen Argumenten verdient macht? Da lockt der Bertini-Preis!

Nicht Unpässlichkeit führte zum Ausfall dieser Zeilen am vergangenen Freitag, sondern ein ganz entspannt im Hier und Jetzt ablaufender Bade-Urlaub (!eisenhart!) auf der Ostsee-Insel Poel vor Wismar. Und eben dort geschah es einem mir bekannten automobilisierten Bremer, daß er von einem Gastwirt anhand seines Nummernschildes als solcher identifiziert wurde und daraufhin kein Bier erhielt: „Seit der Vulkan unsere Werft ausgeplündert hat, gibt es hier für euch nix mehr!“ Ein Vorfall, der sich unbedingt strafverschärfend niederschlagen sollte, falls es doch noch mal zu einem Urteil in der Sache kommt ...

Wieder mal gilt es, den alten Theater-Zampano Max Reinhardt mit den Worten zu zitieren“Wer dem Publikum immer nur hinterherrennt, sieht am Ende nur dessen Arsch“. Und Anlass dazu gibt wieder mal die evangelische Christenheit zu Bremen, die am 30. Oktober in der Findorffer Martin Luther-Gemeinde einen Internet-Gottesdienst durchführt (www.kirche-bremen-live.de) Merke: Der Heilige Geist kommt nicht aus der Steckdose!

Zu einem Urteil kommt es angeblich heute um 9 Uhr mit Sicherheit im Rechtsstreit des aufrechten Deichhauptmanns und Hollerland-Lordsiegelbewahrers Gerold Janssen gegen kunst- und natur- und lebensfeindliche Rüpel in Uniform vor dem Bremer Landgericht: Sollte dies auf Freispruch für die Angeklagten lauten, wäre das wieder mal ein schönes Beispiel für die junge Generation, den Charakter der Justiz betreffend. Aus übergeordneten Gründen und im Interesse einer revolutionären Perspektive muß man daher wohl hoffen, daß die Klage von Janssen trotz aller Berechtigung abgewiesen wird!

ISCHA FREIMAAK. Und ebendort ist in diesem Jahr endlich wieder mal eine Schaubude guter alter Rummelplatz-Tradition zu erleben, mit Wahrsagerin, Dame ohne Unterleib und Madame Magneta. Die, wo die Schwerkraft verneint. Und als ich meiner Begeisterung über dieses Programm gegenüber alteingesessenen Wallern Ausdruck verleihe, antworten diese nur bedächtig: „Is doch alles Lug und Trug!“. Tja, so sind die Menschen hier – und nehmen doch jedem hergelaufenen Staat ab, daß er es gut mit ihnen meint. Allein das ist doch schon Grund genug, diese Spalten allwöchentlich zu füllen. Meint in subversiver Bescheidenheit

Ulrich „Morgenröte“

Reineking

PS: Der dadaistische Weltkongress stellt zukunftsweisende Ergebnisse seiner Beratungen morgen um 20 Uhr in der GaDeWe vor. Teilnehmer, die trotz Ablauf der Bewerbungsfristen am Angela Merkel-Lookalike-Contest bei der QUEER-IT!-Party im Schlachthof teilnehmen wollen, werden vom Moderator unter Missachtung der Spielregeln noch für den Wettbewerb zugelassen – sofern sie nicht Bernd Neumann heißen!