Mit Bibelzitaten gegen die Homo-Ehe

CDU-Bundestagsabgeordneter mahnt seine Fraktionskollegen in einem internen Schreiben zur „Umkehr“

BERLIN taz ■ Von ihrer im Sommer angekündigten Kampagne gegen die „Homo-Ehe“ will die Union inzwischen nichts mehr wissen. Heimlich, still und leise ist der Slogan „Toleranz ja, Ehe nein“ von der Homepage der CDU verschwunden. Auch in der CSU ist längst keine Rede mehr von der Unterschriftenaktion, die sie im Juli erwogen hatte.

Diese lasche Haltung stört den CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann. In einem internen Schreiben an seine Fraktionskollegen, das der taz vorliegt, versuchte der 52-Jährige deshalb vor wenigen Tagen, seine Parteifreunde auf den rechten Weg zurückzuführen.

Rechtzeitig vor der Bundestagsabstimmung über den rot-grünen Gesetzentwurf zur eingetragenen Lebenspartnerschaft erinnerte Hohmann daran, was zu dem Thema in der Bibel steht. „Sowohl das Alte Testament als auch das Neue Testament sind hier vollkommen eindeutig“, schreibt Hohmann. „Homosexualität gilt als schlimme Abirrung, als Sünde.“

Als Beleg für seine These zitiert Hohmann Bibelstellen mit „Männern von Sodom“, „Lustknaben“ und „Knabenschändern“ und behauptet, dass der Katechismus der katholischen Kirche „Homosexuelle einfühlsam zur Umkehr mahnt“. Für „nicht wenige unserer treuesten Wählerinnen und Wähler“, weiß der Abgeordnete aus dem Wahlkreis Fulda, sei „nun einmal die Hl. Schrift als Quelle ungleich höher zu bewerten als zeitbedingte neue Anschauungen“.

Anlass für Hohmanns Appell sind die liberalen Anschauungen der CDU-Abgeordneten Ilse Falk. Sie ist zwar auch gegen die rot-grünen Pläne, wirbt aber um Verständnis für Homosexuelle, weil „Gott uns gerade so wie wir sind, in unserer Unverwechselbarkeit und Einzigartigkeit, gewollt hat“.

Falk und Hohmann erklärten gestern beide, sie hätten für ihre unterschiedlichen Beiträge „einige Zustimmung“ in der Fraktion erhalten. Falk erklärte, Hohmanns Kritik habe sie „sehr betroffen gemacht“. Hohmann sagte der taz, er habe Falk nicht persönlich angreifen wollen. Die grundsätzliche Frage sei aber: „Wo fangen wir an, wo hören wir auf?“ Nach den Schwulen könnten die Nächsten kommen und sagen: „Ich bin halt Kleptomane, nehmt doch ein bisschen Rücksicht auf mich.“ LUKAS WALLRAFF