Vor zehn Jahren

Ludwig Baumann wählten die Wehrmachtsdeserteure vor zehn Jahren zum Vorsitzenden ihrer Interessenvertretung, berichtete die taz bremen. Einstimmig. Er kann als einer der rührigsten Deserteure der Bundesrepublik bezeichnet werden. 1942 ging er in Bordeaux von Hitlers Fahne, weil er nicht töten wollte. Er wurde geschnappt, zum Tode verurteilt, saß vier Monate in der Todeszelle. Der Chef der Marine begnadigte ihn: Baumann kam ins KZ Esterwegen und schließlich in ein Strafbataillon, in dem die begnadigten Deserteure und Kriegsgegner in der Regel verheizt wurden. Baumann überlebte, an Leib und Seele geschädigt. Er vertrank das beträchtliche Vermögen seines Vaters und wurde Handlungsreisender. In Bremen sesshaft geworden, muss-te er erfahren, was Nachbarn und Bekannte von seinesgleichen hielten: „Na, du warst wohl ein kleiner Feigling“, war ein wohl meinender Kommentar. „Die den Krieg brav mitgemacht haben, werden belobigt“, sagt Baumann, „und wir bis heute diskriminiert. Das wollen wir ändern, ehe die letzten Opfer weggestorben sind“, sagte Baumann damals der taz.