Dioxinbelastete Kindergärten

Auch mehr als zwanzig Jahre nach Verwendung von Holzschutzmitteln bleiben Gifte

BERLIN taz ■ In vielen Kindergärten ist die Luft mit wahrscheinlich Krebs erregenden Dioxinen und Furanen belastet, auch wenn die Verwendung von Holzschutzmitteln dort mehr als zwanzig Jahre zurück liegt. Das ist das Ergebnis einer empirischen Untersuchung, die der Kinderarzt Karl-Heinz Jacobs für seine Doktorarbeit an der Uni Bochum durchgeführt hat.

Der Mediziner nahm 70 Messungen in 15 Kindergärten in Köln und Mönchengladbach sowie in einem Messlabor vor. In den Kindergärten war in den 70er-Jahren Holz mit pentachlorphenolhaltigen Substanzen behandelt worden. Pentachlorphenol (PCP), seit 1989 verboten, hat eine Halbwertszeit von drei bis vier Jahren. Die als Nebenprodukt von PCP entstehenden Dioxine halten jedoch viel länger.

Die Studie ergab, dass in allen 15 Kindergärten die Konzentration von Dioxinen und Furanen zwischen 0,9 und 6,5 Picogramm (pg) pro Kubikmeter lag, also über der empfohlenen Sanierungsgrenze von 0,5 pg pro Kubikmeter. Die Werte sind höher, als Mitte der 80er in den gleichen Kindergärten gemessen. „Durch Wärme, Anreicherung der Gifte auf Staub, durch deren Aufwirbeln beim Herumtoben der Kinder kann sich die Konzentration erhöhen“, sagte Jacobs. Auch entstünden durch Lichteinstrahlung besonders giftige niederchlorierte Substanzen.

Den Dioxin-Grenzwert des Bundesgesundheitsamts erreicht ein dreijähriges Kind, wenn es acht Stunden lang eine Konzentration von 2,99 pg pro Kubikmeter einatmet. 8 der 15 untersuchten Kindergärten überschritten diesen Wert. Außerdem stellte Jacobs fest: Auch durch Lüften scheint die Konzentration weniger stark abzunehmen als bisher angenommen.

KATHARINA KOUFEN