Highway to Hell

■ Der HSV besiegt Eintracht Frankfurt mit 2:0, was aber niemand so recht interessieren wollte

Manchmal wird die Dramaturgie eines Fußballspiels nicht durch die 22 Spieler auf dem Feld bestimmt. So interessierte am Samstag Nachmittag im Volksparkstadion der 2:0-Sieg des Hamburger SV über Eintracht Frankfurt nur peripher. Und das war gut: Beide Teams zeigten ein schwaches Spiel, das man sofort vergessen hätte, wäre nicht gleichen Tags ein Bundesligatrainer wegen seines Drogenkonsums zurückgetreten.

So blieb dem unerträglichen Uwe Bahn, dem kreischenden Stadionsprecher, der immer vergeblich versucht, im Volkspark ein Volksfest zu veranstalten, nichts anderes übrig, als zur Halbzeitpause seinem NDR 2-Kollegen Ale-xander Bleick das Mikrofon zu übergeben. Der durfte den 41.000 im Rund erläutern, wie das alles war mit Daums Demission. Und dann gelang es den Stadionchoreografen, durch ihre geschickte Musikauswahl eine feine Nuance ins Spiel zu bringen: Kaum hatte der Moderator seinen Bericht beendet, setzten AC/DC mit ihrem Klassiker „Highway to Hell“ ein. Zeitgleich reckte ein Fan im Frankfurter Gäs-teblock ein Pappplakat in die Luft, auf das er mit Akribie ein siebenfingriges Marihuanablatt getuscht hatte. Ob das nun Zufall war oder Perfidie: Schöner lässt sich ein Niedergang nicht begleiten.

Auch die dem Spiel nachfolgende Pressekonferenz war unter dem Eindruck des Leverkusener Junkies denkbar kurz. Mit einem Satz von Eintracht-Trainer Felix Ma-gath – „Wir haben nahtlos an unsere schlechten Auswärts-Leistungen der vergangenen Wochen angeknüpft“ – und einem von HSV-Coach Frank Pagelsdorf – „Aufgrund der Spielanteile ist dieser Sieg verdient“ – war das Match auch erschöpfend analysiert. Erst beim nachfolgenden Smalltalk gingen die beiden ein wenig aus sich heraus. So wunderte sich Magath, warum sein rheinischer Kollege überhaupt zum Haartest angetreten war, wenn er doch über seine Sucht Bescheid wusste. Bei ihm läge dieser Fall ganz anders: „Wenn ich zur Haaranalyse gehe, muss ich meinen Stoppelschnitt nur vorher waschen.“

Blieb dem HSV-Manager Bernd Wehmeyer noch zu konstatieren, dass der neu verlegte Rasen im Volkspark seinen Spielern „gut getan hat“, wenn auch bei dem Fehlpassfestival in der ersten Hälfte davon noch kaum etwas zu spüren war. Zwei schöne Kopfballtore, zwei schwache Mannschaften und das Echo eines Spektakels in weiter Ferne: Für einen netten Fußball-Nachmittag reichten diese Elemente schon fast aus.

Eberhard Spohd

HSV: Butt, Hertzsch, Hoogma, Panadic, Groth, Kovac, Barbarez, Hollerbach, Präger, Yeboah (86. Doll), Heinz (53. Ketelaer)

Frankfurt: Heinen, Hubtschev, Kracht, Kutschera, Lösch (23. Preuß), Schur, Guie-Mien, Heldt, Rasiejewski, Reichenberger, Ciric (67. Fjörtöft)

Sr.: Fröhlich – Z.: 41.250

Tore: 1:0 Barbarez (36.), 2:0 Kovac (69.)