Durch die Bonk promononte Machwerke

■ In der Galerie des Westens tagte am Wochenende der 17. dadaistische Weltkongress. Sensationelles geschah: Der große Huhnini steckt W. Sermann eine Wurst in den Mund!

Walle (dpa) –In der vergangenen Woche fand auf dem Messegelände der GaDeWe (Galerie des Westens) in Bremen-Walle der 17. dadaistische Weltkongress statt. 248 Disputierte aus 56 Ländern deportierten eine Woche lang über aktuelle Themen wie Familie, Kirche, Staat, Medien und die Verschmutzung öffentlicher Anlagen durch Hundekot. Den Vorsitz führten die Mitglieder der Bremer DaDa-Fraktion, Dipl. temp. Oliver d. gr. Huhnini, W. Sermann und Dr. med. Wick-Medicus.

Auf der Vollversammlung am Sonnabendabend (abends) wurde alles Besprochene noch einmal zusammengefasst, aufbereitet, umgemodelt, durchgepflügt, galvanisiert und hernach der interessierten Öffentlichkeit in Form von Käseschnittchen mit Paprikapulver (?) gereicht. Das war lecker. Bremens halber Bürgermeister, Dr. Henning Scherf, meinte gar den zahlreich vertretenen Vertretern von Presse und Staubsaugern mitteilen zu müssen, er habe sich „alle elf Finger geleckt“.

Die wichtigsten Beschlussfassungen in Kürze: Ein blauer Papagei, Besitzer eines schönen bunten Blocks (aus chlorfrei gebleichtem Recyclingpapier), wurde zum Generalsekret gewählt. Der große Huhnini ist „zwei Öltanks“. Die gut gemeinte „Initiative zur Abschaffung des gesunden Volksempfindens“ scheiterte daran, dass es dergleichen nicht gibt. Ein gewisser Herr von Ohlenhof wurde dazu verdonnert, für die Dauer des Abends ein rosafarbenes Margot-und-Maria-Hellwig-Gedenkhalsband zu tragen. Der Name der einzigen mitwirkenden Dame wurde getreu nach ihrem selbst formulierten Motto „Dabeisein ist gar nichts“ geflissentlich unterschlagen. Aber sie war dennoch ganz geil anzuschauen, häh häh grunz grunz.

Der eigens aus Krefeld auf einem Bonanza-Rad angereiste Lautlyriker Mr. Gouve las etwas vor. Es wurde vom Publikum angehört und für gut befunden, was souverän durch rhythmisches Zusammenführen der Vorderpranken zum Ausdruck gebracht wurde. Ein Highlight des Abends war der eigens aus Amerika auf einem Bonanza-Rad angereiste DJ Wackeldog, der wunderschönen Techno sang. Er wackelte mit dem Kopf, denn der Schwanz war defekt. Ist der Schwanz kaputt, kann man nur mit dem Kopf schütteln. Was für ein Hundeleben. Der Neger im Keller heißt Norbert und der Papst war auch da. Er zog sich als slouching gag wie eine rote Schnur durch das Programm. Habe ich Sir Humphrey Baumguard unterschlagen? Oh, ich bin ein miserabler Kritiker, so achtlos, unaufmerksam und verpennt! Möge der Herrgott in heiligem Grimm auf mich herniederfahren und meinen Popo mit aus Kaninchenblech eloxierten Quadratsuppen geißelpetern!

In der Pause war eine Unterbrechung gewesen. Das durch die Bank prominente Publikum hatte somit Gelegenheit, die durch die Bonk promonenten Machwerke der durch die Bink prämononten Kunstschaffenden in Lupe und Augenschein zu nehmen. Da war etwas dabei. Einen Lenin-Schaukas-ten (mit Devotionalien des berühmten kanadischen Komponisten) hat Rolf Weber in Stunden der Muße (die durchaus nicht müßig sein müssen) liebevoll zusammengebastelt und ebenso liebevoll an die Wand der GaDeWe gedübelt. Gleich daneben hängt auch noch was, leider habe ich vergessen, was (Selbstverwünschung s.o.). Weiter links an der Wand rum befinden sich Profilaufnahmen von Briefmarken, die Michael Wehner angefertigt hat. Kaum abgebildet ist unter anderem „Ex-Bundestags-En-tertainer“ Wendt. Weiterhin „Termindrucke“ von Andy W., Skulptur „Maultrommelballett“ von Sermann, klebeunwillige Zeichnungen des großen Huhnini - ein buntes potpourrihaftes Medleygedöns, ein Blumenstrauß kaleidoskopartig sich durchdringender Fragmentsplitter in kommunizierender Koexistenz. Amen.

Die Pause hatte ein Ende und das Pausenbrot war aufgezehrt. Wie ein Rudel umtriebiger Wieselchen wuselte die Meute in die Congress Hall, an Tische sich zu setzen war ihr Begehr. Es glückte. Mit erwartungsvoll aufgerissenen Äugäpfeln harrte man Zukünftigem. Es kam. Es kam noch eine ganze Menge. Ich kann das alles nicht besprechen, was erwartet Ihr denn? Verdammte Scheiße, ich schmeiß alles hin, ich kündige, soll doch ein anderer Hanswurst die Verwicklungen dieses Kongresses aufdröseln! Ach, fass mich nicht an, ich bin grantig. Ist doch wahr. Es muss allerdings noch angemerkt werden, dass die Mitwirkenden sich durchweg lieblich und hübsch präsentierten. Im Besonderen der große Huhnini schund mit seiner wunderbar mit Macarena-Lotion und Weißwein ondulierten Haarpracht schweren Eindruck. Gut ist eben Trumpf. Und gut war der Weltkongress. Oder beides. ÄThe American Association for Animal Rights (AAAR) states that no animals were harmed in the making of this text.Ü Tim Ingold