Gusseiserne Wölfe

Nach dem 6:0-Kantersieg über den 1. FC Köln verrät der VfL Wolfsburg sein Erfolgsgeheimnis: Konkurrenzdruck

WOLFSBURG dpa/taz ■ Zwischen dem VfL Wolfsburg und dem 1. FC Köln klaffte eine ziemlich große Bresche. Auf dem Platz. Danach auch. Während die Kölner nach dem 0:6 mit hängenden Köpfen vom Platz schlichen, herrschte beim VfL „Lebensfreude pur“, wie der Österreicher Dietmar „Didi“ Kühbauer strahlend versicherte. Kein Wunder, denn sein VfL hatte nicht nur das erste Mal in der Bundesliga-Geschichte mit sechs Treffern Unterschied gewonnen, sondern die Kölner auch noch spielerisch deklassiert.

Wolfsburg trumpfte bei seiner Vorstellung auf wie nie und nutzte das „blindeste Spiel der Saison“, so empfand der Kölner Jens Keller den Kick seiner Mannschaft. „Das war unsere eigene Dummheit“, klagte der ehemalige VfL-Profi, „wir haben die Wolfsburger ja geradezu eingeladen.“

Der Verein für Leibesübungen nahm die Einladung an und nutzte sie zu einem Torreigen mit einem halben Dutzend Treffern, bei dem die Kölner meist überfordert zuschauten. Die Torschützen Kühbauer (3.), Krzysztof Nowak (18.), Jonathan Akpoborie (29.), Zoltan Sebescen (38.), Tomislav Maric (67.) und Charles Akonnor (89./Foulelfmeter) hatten an dem munteren Schießen ebenso ihren Spaß wie der Rest des Teams und die 15.816 Zuschauer, die auf den Rängen gebührend feierten.

Kölns Trainer Ewald Lienen wirkte nach dem Spiel ebenso rat- und ideenlos wie seine Spieler in der Partie. „Es gibt einfach keine Erklärung dafür“, sagte Lienen. Dabei war der entscheidende Grund für die Niederlage offensichtlich: Die Wolfsburger demonstrierten jene Entschlossenheit und Zweikampfstärke, die den Kölnern abging. Von Beginn an setzten sie den Aufsteiger unter Druck und nutzten beim Aufsteiger Fehler der Hintermannschaft. Dirk Lottner, der in der zentralen Defensive wirkte, versuchte zwar Schaden abzuwenden, vermochte aber der Abwehr keine Sicherheit zu geben. Die Wolfsburger bestätigten den Aufwärtstrend der vergangenen Wochen und spielten „aus einem Guss“, wie sich Coach Wolfgang Wolf freute.

Auch Ausfälle wie die von Munteanu und Biliskov kann Wolfs Team auf Grund des ausgeglichenen Kaders verkraften. Besonders auffällig im Sturm: Juskowiak und Akpoborie „dürfen sich nicht auf die faule Haut legen“, sagte der Trainer und verwies auf Jürgen Rische und Maric, der erstmals für die Wolfsburger ins Tor traf: „Andrzej und Jonny spüren den Konkurrenzdruck im Nacken.“

Von solch guten Voraussetzungen kann Lienen nur träumen. Nicht einmal die Hälfte seiner ersten Elf zeigte in der VW-Stadt Normalform. Während Kölns Geschäftsführer Wolfgang Loos am Samstag Neuverpflichtungen „zum jetzigen Zeitpunkt“ ausschloss, verlängerte Torschütze Charles Akonnor seinen Vertrag beim VfL bis 2004.