Beckenbauer: „Was ist normal?“

Wer, wie, was in der Affäre Christoph Daum: Versuch einer Antwort auf die wichtigsten Detailfragen

BERLIN taz ■ Der Fall des Christoph Daum hat viele Fragen aufgeworfen. Die taz hat die großen Rätsel auf Seite 1 beantwortet. Jetzt geht es ins Detail.

Warum ist eigentlich der designierte DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder so „enttäuscht“ von Daum?

Er hätte sich nie erwischen lassen.

Aber Paul Breitner sagt, diesmal sei er auch dran?

Siehe Antwort davor.

Hat Mayer-Vorfelder zu seinen langjährigen Freund Daum Kontakt aufgenommen?

Nein. Aber: „Vielleicht ergibt sich mal die Gelegenheit.“

Was sind Franz Beckenbauers wichtigste Leitlinien in dieser schwierigen Lage?

1. „Mir ist es völlig wurscht, was einer mit seiner Gesundheit macht.“

2. „Wenn jemand Drogen nimmt, dann reagiert er nicht so normal, wie wir vielleicht. “

3. „Was ist schon normal?“

Welche Worte wurden am Wochenende am häufigsten gebraucht?

„Menschliche“ und „Tragödie“: u. a. von Mayer-Vorfelder, Beckenbauer, Manfred Stolpe, Karl-Heinz Rummenigge u. v. a. Nur der Individualist Wolfgang Loos (Geschäftsführer 1. FC Köln) sprach von einer „persönlichen Tragödie“.

Was ist eigentlich genau eine „menschliche Tragödie“?

Gute Frage. Jedenfalls ist der Stoff (Entschuldigung) episch: Aufstieg und Fall eines Mannes, der von ganz unten (Duisburg) nach ganz oben kam (Leverkusen).

Ein Film?

Sehr gut. „Daum“ – mit Günter Strack als „Calmund“ und Franz Beckenbauer als „Franz Beckenbauer“. Aber wer gibt den Daum. Eine Frage für den Bild-Ted: a. Fritz Wepper? b. Martin Semmelrogge? c. Konstantin Wecker?

Der bewegendste Satz?

Ich verzeihe dir, weil du krank bist.“ (Leverkusens Manager Reiner Calmund zu Daum)

Was sagt der Pharmakonzern Bayer?

„Wir können uns nicht vorstellen, dass einer, der Drogen nimmt, hier Trainer ist.“ (auch Calmund)

Wird hier insgesamt nicht ein bisschen viel spekuliert?

Natürlich. Das ist doch der Witz an der ganzen Sache.

PETER UNFRIED