First Time First Tuesday in Bremen

■ Was in anderen Städten schon wieder abgehakt ist, kommt jetzt nach Bremen – die Vermittlungsparty für Ideen- und Geldgeber

Bislang lief man sich, wenn überhaupt, vielleicht mal im Technologiepark über den Weg – die Gründer der IT, E-Commerce und Biotech-Start-ups. Geldgeber traf man da eher selten. Ab November präsentiert sich die hippe Szene den Kapitalspendern jeden ersten Dienstag im Monat auf der First Tuesday-Party. Auf der neben viel Alkohol auch ein paar Geschäftskonzepte hin und her gesmall-talked werden. Und bei der Geld und Start-Up-Ideen auf wundersame Weise zusammenfinden sollen.

Bremen ist damit die neunte und vorerst letzte Stadt in Deutschland, die den First Tuesday ausrichtet. Nach einem Jahr Partys seien damit „die Regionen in Deutschland abgedeckt“, heißt es aus der Zentrale.

Die Masche ist dabei immer die gleiche: Damit Money und Brain nicht aneinander vorbeilaufen, sollen Farbpunkte am Jackett zu den richtigen GesprächspartnerInnen der Drei-Klassen-Party lotsen. Im Idealfall heißt das: Roter Punkt gleich Geldüberschuss, grüner Punkt gleich Geld bringende Idee, gelber Punkt gleich Berater, Journalisten, schlimmstenfalls Zuschauer. Rund 150 dieser bunt bepunkteten Menschen wollen die Organisatoren Heinrich Mura (Zechbau), Andreas Kottisch (BCI), Jens Pracht (Brise) und Volker Redder (i2dm) in Bremen zusammentrommeln.

Trotz der chronisch klammen Kassen im Haushaltsnotlageland hoffen die Organisatoren auf einen Geldgeber-Anteil von um die 20 Prozent – dem Durchschnittswert der deutschen First Tuesday Partys. „Ich bin selbst neugierig, ob wir das schaffen“, gesteht Jens Pracht. Schließlich habe Bremen einen Spitzenplatz unter den Einkommensmillionären und ein „Potenzial an guten Ideen“, findet Pracht, der inzwischen nichts mehr fürchtet, als dass der Großteil der Besucher mit gelbem Punkt aufkreuzt.

In anderen Städten dagegen wenden sich die ersten bunten Partygäste schon wieder ab von ihrem Dienstagstreff. Die Hauptkritik: reine Zeitverschwendung, zweitklassige Investoren, drittklassige Erfinder. Die Erfahrung hat auch ein Bremer Berater für Existenzgründer gemacht: „In Hamburg zum Beispiel sind die Partys viel zu lasch“, meint Jörn Brandau, der sich mit gelbem Punkt die Sache in Bremen mal angucken will. Aber: „Die meisten Geldgeber nehmen das gar nicht richtig ernst und die mit den richtig guten Ideen tauchen gar nicht erst auf.“

Hinzu kämen Kurseinbrüche am Neuen Markt – die Investoren halten sich zurück. „Jetzt überleben nur die Konzepte, die Hand und Fuß haben. Die Geldgeber sind vorsichtiger geworden“, erklärt Susanne Burgdorf, Sprecherin von First Tuesday Deutschland. Aber: Noch sei das Interesse an den Partys ungebrochen.

Die Handelskammer dagegen freut sich auf die neue Party: „Bremen hat deutlich Nachholbedarf“, kommentiert Jens Schröder, der mit gelbem Punkt im November dabei ist: Inzwischen habe sich in der Hansestadt eine „Szene“ rausgebildet, der es „noch an Gelegenheiten fehlte“. Seit einem halben Jahr mische die Hamburger Berenberg Bank mit Investitionen den Markt auf. In der Folge würden andere Bremer Banken nachziehen. Auch an der Uni habe sich einiges geändert, meint Berater Brandau: Während früher noch alle einen sicheren Job bei Mercedes haben wollten, denke inzwischen jeder Diplomant nach, wie er die Arbeit meistbringend verkaufen könne. pipe

Info: www.firsttuesday.de