„Wer will nicht zu Olympia“

■ Vor der Finalrunde um die Deutsche Hockey-Meisterschaft streiten sich Vereine und Verband

Eigentlich könnten die Hamburger Hockey-Vereine ganz zufrieden sein. Alle drei Bundesliga-Klubs stehen am Wochenende in Mainz in der Finalrunde um die Deutsche Feldhockey-Meisterschaft. Der Club an der Alster konnte sich souverän als Nordmeister durchsetzen, der Harvestehuder THC und der Uhlenhorster HC qualifizierten sich als Zweiter und Dritter für die Playoffs. Trotzdem ist im deutschen Hockey Feuer unterm Dach.

Im Moment legen sich die Vereine mit dem Verband an. Sie fordern nach dem enttäuschenden Abschneiden bei den Olympischen Spielen in Sydney mit den Rängen fünf (Männer) und sieben (Frauen) eine Aufwertung der Basis gegenüber den Auswahl-Teams. „Wer ist wichtiger – der DHB oder die Vereine“, lautet die Kernaussage eines gestern publik gemachten Sitzungs-Protokolls. Hauptkritikpunkt: Die Basis-Arbeit in den Klubs werde unterschätzt. Die Auswahl-Teams, an die die Klubs die NationalspielerInnen allein im Olympia-Jahr rund 130 Tage abstellen mussten, seien nicht alles. Dazu wurden Kommunikationsmängel zwischen Vereins- und Bundestrainern moniert.

Dieser Ärger führt sogar soweit, dass Christoph Bechmann vom HTHC gar nicht mehr unter dem amtierenden Nationalcoach Paul Lissek auflaufen will. „Eigentlich war ein Rücktritt aus der Nationalmannschaft kein Thema für mich. Aber unter Lissek werde ich nicht mehr spielen“, sagte der Stürmer im Hamburger Abendblatt. Der 28 Jahre alte Angreifer reagierte damit auf Aussagen Lisseks, der nach dem Verpassen der Olympia-Medaille die Disziplinlosigkeit bei einigen Auswahl-Akteuren angeprangert hatte. Zwar nannte der Coach damals keine Namen, doch Bechmann bezog diese Kritik vor allem auf sich.

Auch Alsters Trainer Joachim Mahn weist auf die mangelnde Gesprächsbereitschaft von Funktionären und Trainern hin: „Wir wollen denen zuarbeiten. Aber dann muss die Kommunikation auch besser sein. Die war in der Vergangenheit gar nicht vorhanden. Das betrifft aber alle Trainer im Bundesligageschäft.“ Dabei sei es im Sinne der Spieler, möglichst viele von ihnen im Nationalteam unterzubringen: „Wer will denn nicht bei einer Olympiade mitspielen?“ Er habe sich über die Art und Weise des Verbandes sehr geärgert, weil dies nicht seinen Gepflogenheiten im Umgang miteinander entspreche.

Am Wochenende will der Club an der Alster mit der Meisterschaft noch einen Titel erringen. Das werde aber sehr schwer, so Mahn, den im Halbfinale gegen den Lokalrivalen Uhlenhorster HC habe man denn unangenehmsten Gegner: „Gegen den HTHC stehen die Chancen im 50:50, aber gegen den UHC kann man nur verlieren.“ Außerdem hätten seine Spieler den Saisonhöhepunkt bereits hinter sich: den Gewinn des Europapokals der Landesmeister im Juni. Auf der anderen Seite ist die Finalrunde für sechs Spieler die letzte Chance, noch einen Titel zu gewinnen: „Diese Herren gehen anschließend in den wohlverdienten Ruhestand“, dann folgt bei Alster ein Neuaufbau.

Halbfinal-Rivale UHC muss den Ausfall von Nationalspieler Eike Duckwitz kompensieren. Dennoch glaubt Trainer Frank Hänel an die Außenseiterchance seines Teams: „Bei der Endrunde ist alles von der Tagesform abhängig.“ Der Harves-tehuder THC indes träumt von einem Endspiel gegen Alster. Gern würde das Team um Ex-Nationalspieler Christian Blunck am Sonntag Revanche für die beiden letztjährigen Final- Niederlagen in Pokal und Meisterschaft nehmen.

Eberhard Spohd/dpa

Die Spiele, Halbfinals am Samstag: Alster gegen UHC, 13.30 Uhr; Gladbacher HTC gegen HTHC, 15.30 Uhr. Finale am Sonntag: 13 Uhr