Weiche Knie für harte Männer

■ Der BUND hatte zur Windparksafari ins GVZ eingeladen / Nur die Härtesten durften auf den 70 Meter hohen Windrotor klettern und ganz oben ihre Schwindelfreiheit antesten und dort eine rauchen

Um das wunderschöne Herbstwetter des gestrigen Tages nicht ungenutzt vergehen zu lassen, lud der BUND zur großen Windparksafari in den Neustädter Hafen.

Auf dem Programm standen Informationen und als kleiner Leckerbissen: Die Besteigung einer Windkraftanlage der Megawatt- Klass, von der es heißt, sie bereite selbst gestandenen Männern weiche Knie!

Unter fachkundiger Führung von Herrn Harig, Mitarbeiter der Bremer Herstellerfirma AN Windenergie, näherte sich der kleine Konvoi gegen 15.30 Uhr offroad dem Generator der Eigentümergemeinschaft Windenergie Pusdorf. Der 100 Tonnen-Koloss produziert hier seit 1998 fleißig seine 1,6 Millionen KW Strom pro Jahr. Genug, um den Bedarf von 500 Haushalten zu decken. Den Wind dazu gibt es umsonst, und so hoffen die Windmüller aus Pusdorf, dass sich die zwei Millionen Mark teure Anlage in rund zehn Jahren amortisiert haben wird, um dann aus Wind Bargeld generiert.

Die besten Standorte sind in Deutschland mittlerweile belegt. So baut man zunehmend auch im Binnenland Windkraftanlagen. Ein neuer Wirtschaftszweig ist entstanden. Betreibergesellschaften sind ständig auf der Suche nach neuen Bauplätzen. Wer Interesse an dieser Art der wundersamen Geldvermehrung hat, sollte sich auch an eine solche wenden. Der Alleingang durch die Genehmigungsverfahren scheint heroisch, aber aussichtslos.

Dann der Showdown: Eine simple Aluminiumleiter im Inneren des 70 Meter hohen Mastes führte die Expeditionsteilnehmer in den Maschinenraum, dessen Verkleidung zu Wartungszwecken aufgeklappt werden kann.

Unter freiem Himmel also weitere technische Details: Stalltechnik an den Rotorblättern, Getriebe ohne Schaltung, Stromgenerator, jede Menge Elektronik. Was gibt es schöneres, als ein Windenergieanlageningenieur zu sein! Die bunten Bauklötze des Containerterminals weit unter uns. Freimarktsfeeling, Adrenalin.

Dann ein Regenbogen, weiche Knie und Heldenhaltung fürs Gipfelfoto. Olaf Liebert