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: Wolfgang Sidka: Fußballtrainer am Arabischen Golf

Bahrain ist nicht Schweden

Bahrain war am Arabischen Golf bislang nur eine kleine Fußballnation. Saudis, die Vereinigten Emirate, Qatar und Kuwait dominierten das Geschehen. Jetzt möchten die Bahraini endlich stärker mitmischen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde ein ausländischer Trainer verpflichtet. Der Hoffnungsträger heißt Wolfgang Sidka, seit wenigen Wochen Bahrains Nationalcoach. Der 46-Jährige, einst Trainer von Werder Bremen und zuletzt tätig beim Drittligisten VfL Osnabrück, bewohnt eine Dreizimmerwohnung am östlichen Rand der Hauptstadt Manama mit Blick auf die Bucht. Eine ständige Brise macht die Temperaturen von 35 Grad erträglich. Nur ein paar Minuten dauert die Fahrt mit dem weißen VW Polo zum Nationalstadion in Sitra an der Ostküste.

Für zunächst sieben Monate hat sich Wolfgang Sidka in seinem ersten Auslandsjob verpflichtet. Das Gehalt? Stillschweigen. Es sei gut, aber bei weitem nicht so üppig wie etwa bei den benachbarten Saudis. „Bahrain ist fußballerisch nur ein kleines, aber sehr ambitioniertes Land. Das gefällt mir“, sagt der frühere Bundesligaprofi. Der Verband will auf breiter Ebene das Niveau steigern und präsentiert sich jung-dynamisch. Gerade erst konnte für die nationale Liga mit zwölf Teams ein neuer Sponsor gefunden werden.

Beim ersten Kontakt sei er skeptisch gewesen, erzählt Sidka. „Bahrain ist nicht Schweden oder die Schweiz. Hier hast du eine völlig andere Kultur, Religion und Mentalität, in der Fußball stattfindet.“ Doch dann habe er überlegt: „Warum eigentlich nicht mal was von Grund auf Neues?“ Viel werde von der Flexibilität auf beiden Seiten abhängen.

Zu den ersten Aufgaben gehören Spielbeobachtungen im Nationalstadion. Die Saison hat gerade begonnen, jeweils um 17 und 19 Uhr wird gespielt. Dann sitzt der Coach auf der Tribüne, um zu sichten, was Verband und Vereine vorschlagen. Sidka lernt Namen, sammelt Eindrücke. Man solle bloß nicht zu viele Spieler von den großen Klubs nehmen, rät der Trainer des Underdogs. Von den Großen hört er das Gegenteil. Und alle meinen es gut.

Technisch, taktisch und konditionell werden Defizite deutlich. Das ist so bei Busaiteen gegen Al Hala, bei Isa Town gegen East Riffa, und es gilt auch für die anderen Teams. Alle Spieler üben neben dem Fußball einen Beruf aus, und Kondition trainieren die Bahraini im langen, heißen Sommer nicht gern. Die Saisonvorbereitung dauert nur rund zwei Wochen, die Akteure werden erst im Laufe der Spielzeit fit. Deshalb kommen auch derzeit nur ein paar hundert Zuschauer ins 35.000 Zuschauer fassende Riesenrund. Es würden mehr, wenn die Tabelle spannender ist und Feuer in die Liga kommt, erklären die Verbandsoberen.

Anfang November soll der erweiterte Kader stehen, dann geht es für zehn Tage zu einem Testturnier nach Indien. Danach wartet die erste Runde der WM-Qualifikation 2002. Gegner im Februar sind in Singapur die Gastgeber, Kuwait und Kirgisien. All zu gerne möchten die Bahraini dort endlich aus dem Schatten des Favoriten Kuwait heraustreten. An der Bewältigung dieser Aufgabe werden sie in Manama ihren neuen Trainer zu allererst messen.

RAINER HENNIES