„Das ist hochbrisant“

Paulin Köpfer, Vorstandsmitglied von „Ecovin“, über den Wein aus der Maschine

taz: Die deutschen Winzer streiten heftig über die neuen önologischen Verfahren zur künstlichen Konzentration der Weine*. Nur von den Ökowinzern ist wenig zu hören.

Paulin Köpfer: Ich persönlich lehne die neuen Verfahren zur Mostkonzentration ab, aber unser Verband muss mit seinen Gremien seine Position erst noch festlegen. Wir können das nicht von oben herab bestimmen, wir müssen mit unseren Mitgliedern darüber diskutieren. Im März, bei der nächsten Mitgliederversammlung, werden wir uns entscheiden.

Es gibt offenbar auch Biowinzer, die ihre Weine mit den neuen Verdickungsverfahren aufkonzentrieren wollen?

Wir haben hochbrisante und spannende Debatten. Da wird mit Herz und Seele leidenschaftlich diskutiert. Die einen sollen sich ein Türchen offenhalten und nicht gleich alles verdammen, die anderen lehnen die Verfahren radikal ab. Ich finde es traurig, dass die natürlichen traditionellen Methoden zum Wasserentzug, nämlich die Trocknung der Trauben am Stock oder nach der Ernte auf Strohmatten, wie es die Italiener seit langem machen, bei uns kaum ein Thema sind. Diese altbekannte Art der Trauben-Behandlung ist bei uns verboten, während die neuen Hightech-Verfahren jetzt zugelassen werden sollen.

Bietet das Thema Mostkonzentration den Ökowinzern nicht eine einmalige Chance? Sie könnten sich dezidiert von den übrigen Erzeugern absetzen und als „natürliche“ Weinmacher profilieren, wenn sie diese Verfahren geschlossen ablehnen.

Mit dem rigorosen Verzicht auf synthetische Düngemittel und Pestizide haben wir ein klares Profil. Das könnten wir vielleicht noch schärfen, aber ich glaube nicht, dass der Verzicht auf die Mostkonzentration uns den entscheidenden Kick gibt. Außerdem: Auch die konventionellen Weine werden ja nicht alle aufkonzentriert. Dies wird immer ein Verfahren für einen kleinen Teil von Weinen bleiben.

Trotzdem: Biowein und Vakuumverdampfung oder Umkehrosmose – das passt nicht zusammen.

Es würde sicher Probleme mit unserem Image geben. Aber Sie müssen auch unsere Marktsituation sehen. Wir haben ohnehin einen höheren Aufwand.. Wir können es uns überhaupt nicht leisten, wenn wir jetzt auf dem Markt an Terrain verlieren, weil die anderen Winzer mit ihren konzentrierteren Weinen die Lorbeeren ernten. Unser großer Wunsch ist die Deklaration. Wer aufkonzentriert, müsste das zumindest auf dem Etikett kenntlich machen.

Die Begrünung der Weinberge und der Verzicht auf Unkrautvernichtungsmittel und Mineraldünger wird inzwischen von vielen Winzern praktiziert. Die Unterscheidbarkeit von Biowinzern und „normalen“ schrumpft. Ist da nicht eine neue Profilschärfung notwendig durch den rigorosen Verzicht auf die neue Technik?

Viele Betriebe finden es inzwischen schick, ihren Kunden zu erzählen, dass sie auf harte Chemie verzichten. Ob sie es wirklich tun, dazu wäre eine regelmäßige Kontrolle notwendig, die aber nicht stattfindet. Sicherlich haben einige Betriebe Teile unseres Konzepts übernommen, wie etwa die Begrünung oder den Verzicht auf Herbizide. Das ist für uns ein schöner Erfolg, zumal es immer unser Ziel war, den ökologischen Gedanken zu verbreiten. Aber: Unsere zertifizierten Biobetriebe verwirklichen nicht nur Teile, sondern das gesamte Konzept. Durch unser Kontrollsystem und die konsequente Bewirtschaftung nach Bio-Richtlinien unterscheiden wir uns sehr deutlich.

INTERVIEW: MANFRED KRIENER

* Drei Verfahren zur Konzentration der unvergorenen Traubenmoste sind im August europaweit mit Ausnahme Deutschlands zugelassen worden: die Vakuumverdampfung, die Kryo-Extraktion und die Umkehrosmose. Bei allen drei Verfahren wird dem Traubensaft durch technische Prozesse Wasser entzogen. Die Weine werden dadurch „dicker“, alkoholischer, haben mehr Extraktstoffe und einen „cremigeren“ Geschmack. Auch in Deutschland wird die Mostkonzentration wohl bald zugelassen.