Nicht ganz fremd

Emine Sevgi Özdamar wurde 1946 in Malatya in der Türkei geboren. Sie absolviert die Schauspielschule in Istanbul und arbeitet in der Türkei und in Paris, Berlin und Bochum. Für ihren ersten Roman „Das Leben ist eine Karawanserei hat zwei Türen aus einer kam ich rein aus der anderen ging ich raus“ (Köln 1994, Kiepenheuer & Witsch, 380 Seiten, 19,90 Mark) erhält sie neben anderer Auszeichnungen den Ingeborg-Bachmann-Preis. „Die Brücke vom goldenen Horn“ (Köln 1999, Kiepenheuer & Witsch, 333 Seiten,19,90 Mark) ist die Geschichte einer jungen Türkin, die sich im Alter von siebzehn Jahren ins Berlin der Sechzigerjahre aufmacht, um dort ihre Sehnsucht nach dem Theater zu stillen.

Yoko Tawada wurde 1960 in Tokyo geboren und lebt seit 1982 in Hamburg. Sie studierte dort und in Tokyo Literaturwissenschaft. Neben zahlreichen japanischen und deutschen Auszeichnungen erhielt sie 1990 den Förderpreis für Literatur der Stadt Hamburg. Im Februar 1998 erhält sie eine Poetikdozentur in Tübingen. Tawadas literarischer Essayband „Talisman“ (Tübingen 1996, Konkursbuch Verlag, 142 Seiten, 19,80 Mark) beschreibt die Alltagseindrücke einer Fremden in Europa. Ihr erster Gedichtband „Nur da wo du bist, da ist nichts“ (Tübingen 1987, Konkursbuch Verlag, 124 Seiten, 25 Mark) ist in der Originalfassung japanisch, seither verfasst sie viele Arbeiten auf Japanisch und Deutsch. Der Essay „Das Fremde aus der Dose“ (Literaturverlag Droschl 1992, 18 Seiten, 9 Mark) beschreibt die kulturellen Unterschiede zwischen Japan und Deutschland in Schrift und Sprache.

May Ayim wurde 1960 als Tochter einer Deutschen und eines Ghanaers in Hamburg geboren. In ihrer Diplomarbeit in Pädagogik beschäftigt sie sich mit der Geschichte der Afrodeutschen. Die Arbeit wird Grundlage des Buchs „Farbe bekennen. Afrodeutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte“. Ab 1995 organisiert sie den alljährlichen „black history month“. Im Gedichtband „Blues in schwarz-weiß“ (Berlin 1995, Orlanda Frauenverlag, 135 Seiten, 29,80 Mark) beschäftigt sich die Lyrikerin mit persönlichen Erfahrungen und fordert zu mehr gegenseitigem Verständnis auf. In Zusammenarbeit mit Chris Lange und Ika Hügel entsteht das Buch „Entfernte Verbindungen. Rassismus, Antisemitismus, Klassenunterdrückung“. (Berlin 1999, Orlanda Frauenverlag, 278 Seiten, 29,80 Mark). Nach psychischer Krankheit nimmt sich May Ayim im August 1996 das Leben. Der Film „Hoffnung und Herz“, den Maria Binder 1997 drehte, beschäftigt sich mit dem Leben der Künstlerin.

Esther Dischereit ist 1952 in Heppenheim geboren und war bis 1994 Gewerkschaftsreferentin der ÖTV. Sie schreibt Theater- und Hörstücke sowie Essays und hält Vorträge in Deutschland und den USA. Im April 1999 erhält sie ein Stipendum der Berliner Senatsverwaltung für Kultur. In ihrem Buch „Joeemis Tisch. Eine jüdische Geschichte“ (Frankfurt/Main 1988, Suhrkamp, 122 Seiten, 12,80 Mark) beschäftigt sie sich mit der Suche nach ihrer jüdischen Identität.

Literatur: Cathy S. Gelbin, Kader Konuk, Peggy Piesche: AufBrüche, Königsstein 1999, U. Helmer Verlag, 279 Seiten, 39,90 Mark

DOROTHEE CHLUMSKY