■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Universitäre Amtshilfe

Ach, das deutsche Hochschulwesen. Gerade wird über leistungsbezogene Bezahlung für Profs diskutiert, über Stärkung der Instituts-Scheichs – und dann so etwas aus dem staatlich finanzierten Bildungssektor. Wie Sie wissen, putze ich ja nicht nur in den Gängen der Universität, sondern auch in der Bremer Hochschule. Zusammenhänge gib's da manchmal, die gibt's gar nicht.

Zum Beispiel die Geistes- und Sozialwissenschaftler. Der Kollege Professor Doktor ist da eine große Nummer. So groß, dass ihn die Uni unbedingt halten wollte, als er über das Weggehen nachdachte. „Bleibeverhandlungen“ heißt das, was dann folgt, und normalerweise geht es um mehr Mitarbeiter, mehr Computer oder weniger dumme Studenten, die man versorgen muss.

Die Angebote reizten den Kollegen offenbar herzlich wenig. Da kam man auf eine Idee und bat bei der Hochschule um Amtshilfe. Soll da nicht gerade wieder einmal ein internationaler Studiengang aus dem Boden gestampft werden? Ist die Frau von Professor Doktor nicht habilitiert und hockt in Süddeutschland, ihren Mann vermissend? Könnte man die Eckprofessur, C3 und im Sommer ausgeschrieben, nicht irgendwie an die Dame schieben?

Im Rektorat darf ich nicht putzen. Hochsicherheitstrakt. Bei Uni-Präsident Timm und beim Hochschul-Kollegen Mönch. Aber soetwas wird auf höchster Ebene abgehandelt, ganz sicher. Der Professor Doktor, der ist ein echter Standortfaktor. Ob Professor Doktor nebst Ehefrau von dem Gemauschel überhaupt etwas mitbekamen, ist nicht verbrieft. Kollegin Ehefrau bewarb sich also, nebst mehr als 50 Konkurrenten. Und Mönch, so sagt ein Insider, habe Druck ausgeübt, die Bewerbung der Frau wohlwollend zu prüfen. Nicht so mit Pistole auf die Brust und so. Der Mann hat schließlich Kultur. Was er dafür von der Universität versprochen bekam, ist ebensowenig verbrieft.

Nur dumm, dass sich die Sache langsam herumsprach, sogar über Bremer Klüngelgrenzen hinweg. Professor Doktor ging das offenbar alles viel zu langsam; schließlich soll der Hochschul-Studiengang auch erst frühestens in einem Jahr starten. Irgendwann beschloss er, gen Süddeutschland zu ziehen. Die Kaderschmiede bleibt nun hinter ihm.

Daraufhin zog nun auch die Ehegattin ihre Bewerbung zurück. Uffff! tönte es durch Hochschulflure, ein Problem weniger. Die Frau hätte allerdings sowieso kein Bein auf den Boden bekommen – „das ist die Frau vom Professor“, hätte ihr bis ans Ende ihrer Tage auf der Stirn gepappt. Andererseits: Wenn sie die Professur auf diese Weise tatsächlich bekommen hätte, das hätte sie schon qualifiziert. Schließlich sollen in dem neuen Studiengang Mitarbeiter für politische Organisationen, Fraktionsmitarbeiter und so weiter ausgebildet werden. Und da setzt sich auch nur derjenige durch, der die kleinen Tricks aus dem ff beherrscht, glaubt

Ihre Rosi Roland