Alles grüßt das Einkaufszentrum

■ Jetzt wird gebuddelt – für ein wahnsinnig erlebnisreiches Einkaufsprogramm mit Kino, Kultur und Events ab Herbst 2002

Noch ist gar nix zu sehen. Drei Schäufelchen voll Erde mitten auf plangewalztem Boden. Sonst nichts. Trotzdem ehrt Bremen-Nord schon einmal feierlich, was aus den paar Spatenstichen einmal werden soll: „Vegesack grüßt das Haven Höövt“ jubelt ein Riesentransparent auf einem roten Doppeldeckerbus. Darin: Dutzende gelber Helium-Ballons, die ebenfalls das „Haven Höövt“ (plattdeutsche Version für „Hafen-Landzunge“) begrüßen. Und von oben kommt gleich noch ein Flugzeug dazugebrummt, das ein entsprechendes Banner hinter sich herzieht. Der Slogan – natürlich: „Vegesack grüßt Haven Höövt“.

Gestern also war Spatenstich-Tag für das Einkaufs- und Freizeitzentrum am Wasser, das im Oktober 2002 fertig stehen soll. „Es war ein langer Weg und eine schwere Geburt“, meint Investor Frank Albrecht rückblickend auf das Ringen um Gestaltung und Konzepte in den lezten Jahren: „Aber bekanntlich soll eine schwere Geburt ja schöne Kinder bringen.“ Und schön heißt für Albrecht in diesem Fall: neben erlebnisorientiertem Einkaufen, Bistros, Kino, Kultur, laufende Events und ein neues Jugendzentrum für summa summa-rum rund 150 Millionen Mark.

Kritik an dem lange Zeit umstrittenen Großprojekt auf Vegesacks Sahnegrundstück am Hafen war gestern kaum zu hören. Zum Feiern kam, wer auf Vegesacks Zukunft anstoßen wollte – auf eine „lebendige, pulsierende Stadt“ (Albrecht), die künftig auch die Niedersachsen zum Geldausgeben herlocken soll. Kritik gab es einzig an den alten Kritikern: Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) klagte über die Diskussion, die man „mitmachen, zum Teil ertragen“ musste und dass der „Streit um die beste Lösung“ viel zu lange gedauert habe.

Aber das ist vorbei, jetzt zähle die Zukunft. Von Optimismus war gestern viel die Rede: Der geplanten Space Park in Gröpelingen habe zwar sicherlich eine „Staubsaugerwirkung“ auf Vegesacks potentielle Einkäufer, argwöhnt zum Beispiel Ortsamtsleiter Reiner Kammeyer. Aber dem könne man nun mit Haven Höövt etwas entgegen halten. Das sieht Thomas Kramer als Vertreter der Einzelhändler nicht anders: Mit dem langen Schlauch an Fußgängerzone und wenig attraktiven Angebot würde der Stadtteil „ohne Haven Höövt noch viel stärkere Probleme bekommen“.

Was jetzt noch fehle, so Kramer zur taz, wäre die Sanierung der Fußgängerzone und des Sedanplatzes – die „Ausgleichsmaßnahme“ zum Haven Höövt. 80 Millionen Mark stellt Bremen dafür zur Verfügung. Aber die „Umsetzung lasse immer noch auf sich warten“. Unklar ist auch noch, wie es mit dem Alten Hafenspeicher weitergeht. Bevor Investor Albrecht nicht sagen kann, welche Art von Gastronomie ins Haven Höövt zieht, müssen Interessenten für den alten Hafenspeicher warten, um dem start-up 2002 keine unnötige Konkurrenz zu machen. pipe