hundert prozent zen

Unkaputtbar gilt der Buddhismus als dufte. Dass ein Lampenladen in Baden- Baden mit „Erleuchtung“ warb, hat der Buddhismus locker weggesteckt, und nicht einmal die Bekenntnisse Franz Beckenbauers und Peter Maffays zum Buddhismus haben seinen Spitzenleumund beschädigen können. Hat der Buddhismus extrem starke Nehmerqualitäten oder eine gute PR-Abteilung? Einer weiteren schweren Prüfung begegnet der Buddhismus seit einiger Zeit in Zürich. Dort versucht ein Betonklotz von Ibis-Hotel mitten im Industriegebiet mit Hilfe des Zen-Buddhismus seine Kundschaft anzugraben und ruhig zu stellen: „Bleiben Sie gelassen – Restez 100% zen“. Es ist wie so oft: Man steht da und wundert sich. Wer bei kleineren Unzulänglichkeiten im Zimmer nicht sofort ausrastet, sondern dem Hotel 15 Minuten lang Gelegenheit gibt, Versäumnisse zu beheben, gilt bei Ibis als Buddhist? Und war es vorher schon, da es ja „restez 100% zen“ heißt? Ob das Zürcher Hotel von seinen Gästen Tobsuchtsanfälle und Amokläufe erwartet, wenn die Dusche tropft oder die Minibar nicht gefüllt ist? Wird die Kundschaft deshalb so defensiv angebuddhat? Hey Gast, wenn du das Mobiliar nicht zusammenschlägst, nennen wir dich zur Belohnung erleuchtet? Wer den Fernseher leben lässt, bekommt eine Eins auf die Mappe in Buddhismus? So ist leicht Mitglieder ankobern als Modereligion. Wie aber der Buddhismus sich aus der echt schweizerischen Falle, als Abart der Prozentrechnung gefeiert zu werden, wird herauswinden können, das ist noch nicht heraus. WIGLAF DROSTE