Gbagbo schafft Fakten

Neuer Präsident der Elfenbeinküste ernennt Premier. Republikaner-Partei will Kabinett vorerst fern bleiben

BERLIN taz ■ Laurent Gbagbo, der neue Präsident der Elfenbeinküste, versucht so schnell wie möglich dem Land seine Autorität aufzudrücken und das seit dem Sturz des Militärregimes herrschende Machtvakuum zu füllen. Nachdem er sich am Donnerstagabend vom Obersten Gericht hatte vereidigen lassen, ernannte er gestern seinen Wahlkampfleiter Affi N’Guessan zum Premier und verkündete, dieser werde noch im Laufe des Tages ein Kabinett vorstellen. Vorausgegangen waren Gespräche des Staatschefs von der sozialistischen „Ivoirischen Volksfront“ (FPI) mit den Führern der von den Wahlen am vergangenen Sonntag ausgeschlossenen Parteien „Sammlung der Republikaner“ (RDR) unter Alassane Ouattara und „Demokratische Partei der Elfenbeinküste“ (PDCI), die Ex-Staatspartei des Landes.

Die Gespräche beruhigten die Lage im Land, nachdem organisierte Gewalt von FPI-Anhängern gegen RDR-Sympathisanten am Donnerstag landesweit 40 bis 70 Tote gefordert hatte. Gbagbo und Ouattara ließen sich beim Umarmen fotografieren und ihre Parteien riefen zur Ruhe auf. Noch gestern früh hatte die Bürgerkriegsangst in Abidjan sich verschärft, als Gerüchte über eine Vergiftung der Trinkwasserversorgung die Runde machten. Am Tage jedoch blieb die Stadt ruhig.

Die Versöhnungsgesten bedeuten jedoch keine politische Annäherung. Die RDR besteht auf Neuwahlen, zu denen alle Politiker der Elfenbeinküste frei kandidieren dürfen, und wird darin von der internationalen Gemeinschaft mit Ausnahme Frankreichs unterstützt. Ouattara erklärte, eine eventuelle Regierungsbeteiligung seiner Partei könne erst nach den für den 10. Dezember geplanten Parlamentswahlen erwogen werden.DOMINIC JOHNSON