boybands mit beichtzwang
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von RALF SOTSCHECK

Warum haben so viele berühmte Menschen den unwiderstehlichen Drang, Privatgeschichten öffentlich auszuplappern? Nun hat der Beichtzwang auch Maire Brennan erwischt, die Sängerin der Gruppe Clannad, die als traditionelle irische Band begann und dann zur Schlagerkapelle mutierte.

In ihrer Autobiografie erzählt Brennan von Abtreibung, Alkohol- und Drogenexzessen, von One-Night-Stands und Fehlgeburten. Wollen wir das wirklich alles wissen? Brennan war sich selbst nicht sicher: „Zuerst habe ich gedacht, mein Leben war nicht interessant genug“, sagte sie, „und außerdem wollte ich keine schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit waschen.“ Der erste Gedanke ist meistens der richtige. Doch dann borgte sich Maire Brennan von ihrer Oma ein Gebetbuch und sah das Licht. Seitdem muss sie ihre Botschaft verbreiten: „Ich will, dass die Leute sehen, es gibt große Hoffnung da draußen.“ Die Hoffnung, dass einem niemand das Buch zu Weihnachten schenkt?

Ein ebenso sicheres Gespür für Peinlichkeiten hat Victoria Beckham, auch unter dem Kosenamen „Posh Spice“ bekannt. Im Januar erzählte sie der Presse, dass ihr Mann gerne ihre Unterhosen trage und im Bett „ein Tier“ sei. Vermutlich ein Hohltier.

Noch hohlköpfiger erwies sich Brian Harvey von der Boyband East 17. In einem Radio-Interview prahlte er, dass er jede Nacht zwölf Ecstasy-Tabletten schlucke und danach hervorragend Auto fahre. Weil eine Boyband außer ihrem Image nichts Vermarktungswertes zu bieten hat, warfen die anderen Jungs Brian Harvey hinaus. Ronan Keating, der Erfinder der Dubliner Knabenband Boyzone, kennt die Boy-Verhaltensregeln besser, fällt aber ins andere Extrem. Vor ein paar Jahren erklärte er ungefragt, dass er an die Jungfräulichkeit als höchste Tugend glaube: „Ich warte auf die richtige Person und werde nur mit der Frau schlafen, die ich geheiratet habe.“ Ein Jahr später gelang es dem damals 20- jährigen, eine Yvonne Connolly zu ehelichen. Prompt trompetete der Formel-Eins-Rennfahrer Eddie Irvine in alle Welt, dass er zuvor eine beiläufige Affaire mit Frau Connolly hatte. „Sie war eine von Unzähligen“, meinte er ungalant, und Ronan Keating bekam einen ganz untypischen Wutanfall.

Früher waren die Menschen diskreter. Als sich der Herzog und die Herzogin von Argyll 1963 scheiden ließen, legte der Herzog dem Gericht ein Foto seiner Frau vor, auf dem die nackte Herzogin auf einem ebenso nackten Mann sitzt, dessen Kopf nicht zu sehen ist. 30 Jahre wurde spekuliert: War es ein Kabinettsminister oder gar ein Mitglied der königlichen Familie? Es war der Schauspieler Douglas Fairbanks Junior, der im Mai im Alter von 90 Jahren gestorben ist. Sowohl Fairbanks als auch die Herzogin, die vor sieben Jahren starb, hüteten das Geheimnis des kopflosen Mannes bis zum Tod. Erst der Nachlass des Schauspielers brachte es ans Licht. Im Nachlass der verbalen Lemminge Maire Brennan, Würzmädel Beckham, Brian Harvey und Ronan Keating wird man nichts finden – sie haben zu Lebzeiten schon zu viel gesagt.