Wohnheim wird halbiert

Senat beschließt Stopp bei Sanierung des Studentenwohnheims an der Storkower Straße. Rund 500 Wohnungen werden geschlossen, der Rest modernisiert. Stölzl sieht sich als Retter von Studi-Buden

Die Linie, Plätze für 10 Prozent der 130.000 Studenten zu sichern, ist aufgegeben worden

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Für StudentInnen mit knappem Geldbeutel wird die Budensuche in der Stadt noch schwieriger. Nach der Entscheidung, das Studentendorf Schlachtensee mit über tausend Wohnheimplätzen aufzugeben, beschloss der Senat gestern, 500 Wohnungen im Studentenheim Storkower Straße zu schließen.

Das Konzept für die vorgesehene Modernisierung des gesamten Hauses wird damit gestoppt. Die bei Baufirmen bereits beauftragten Arbeiten an der Fassade und in Teilen des Plattenwohnheims „Ferdinand Thomas“ sollen zur Abwendung von Schadensersatzklagen jedoch beendet werden, erklärte gestern Senatssprecher Michael-Andreas Butz. Der Senat, so Butz, sei mit dieser Entscheidung der Vorlage von Wissenschaftssenator Christoph Stölzl gefolgt, der sich aus der Schließung von Wohnheimplätzen Einsparungen von rund 30 Millionen Mark erhofft. Die geschätzten Gesamtkosten der Modernisierung an der Storkower Straße in Höhe von 25 Millionen Mark sind nach Ansicht Stölzls zu hoch und der Betrieb des Wohnheims nicht wirtschaftlich genug, die investierten Mittel wieder einzuspielen.

Nach Ansicht von Butz werde das Land darum „die ursprünglich geplante Sanierung nicht weiter betreiben“. Die schon begonnenen Baumaßnahmen würden aber durchgeführt und abgeschlossen werden. Mittelfristig könnten so rund 400 der insgesamt 900 Plätze für Studenten in dem Wohnheim „gesichert werden“, so der Senatssprecher.

Auf das Studentenwerk kommen wegen der laufenden Bauarbeiten nun über 10 Millionen Mark zu. Der Elfgeschosser an der Storkower Straße im Bezirk Lichtenberg ist zur Hälfte bereits entkernt, Teile der Außenfassade sind erneuert worden.

Der Abriss des jetzt leer stehenden Baus könnte noch einmal mit rund vier Millionen Mark zu Buche schlagen. Die teilweise Schließung des Studentenwohnheims stößt bei Studenten, dem Studentenwerk sowie der FU-Leitung auf Kritik. Mit der Verringerung der Wohnheimplätze für Studenten und der Verabschiedung des Landes, marode Studentendörfer zu sanieren, blieben im Land Berlin nur rund 11.000 Wohnheimplätze übrig, erklärte der Vorsitzende des Studentenwerks Hans-Jürgen Fink.

Die Senatsrichtlinie, nämlich Wohnheimplätze für zehn Prozent der fast 130.000 Studierenden bereitzustellen, würde damit aufgegeben.

FU-Präsident Peter Gaethgens kritisierte, dass durch die geplanten weiteren Einsparungen von 2.000 Wohnheimplätzen vornehmlich im Ostteil Berlins die Platzzahl „deutlich“ unterschritten werde.

Wie notwendig preiswerte Studentenwohnheime sind, zeigt nicht nur die Belegung des Wohnheims in Lichtenberg. Auch das 2001 zum Abriss freigegebene Studentendorf Schlachtensee sei bis dato „zu 100 Prozent“ voll belegt, sagte Jörg Müller, Sprecher des Studentendorfes. Auch hätten zahlreiche Bewerber abgewiesen werden müssen. Der Senatsplan, die Studenten in Buden landeseigener Wohnungsbaugesellschaften umzusiedeln, sei keine Lösung.