Glücklichmachender Glam

■ Pauken/Trompeten: Wie die französischen „Phoenix“ ihr Publikum zu betören wissen, zeigen sie heute im Logo

Was wurde eigentlich aus Supergrass? Oder: Was machen R.E.M. jetzt? Braucht nicht zu interessieren. Denn jetzt gibt's (Pauken/Trompeten) Phoenix. Natürlich nicht die gleichnamigen Vertreter aus der Autoreifen- und Gummibranche, sondern DIE Neukommer-Band aus Frankreich, genaugenommen aus Paris. Sie machen nicht, wie viele ihrer erfolgreichen Freunde, in French House, sondern in – Rockmusik.

Früher als Cover-Band mit Songs von Hank Williams und Prince unterwegs, haben sich die vier schnauzbärtigen Jungs mit den einfallsreichen Namen Thomas Mars, Deck D'Arcy, Christian Mazzalai und Branco Brancowitz auf ihre alten Helden besonnen: Serge Gainsbourg und AC/DC, aber auch Michael Jackson, Ennio Morricone und Gil Scott-Heron. Und natürlich ihre geliebte Country & Western- und Blues-Plattensammlung. Auf dem United betitelten Major-Debüt verbrieten sie sämliche Referenzen derart geschickt, dass ein Freudenschrei durch die Musik-Gazetten gellte: Endlich mal wieder eine richtig schöne Glam-Rock-Platte, die man lieben darf. Und so spontan.

Angeblich innerhalb von zwei Monaten eingespielt, voller Perlen wie „Too Young“, einem funky Appetithappen mit Sounds wie von Van Halens Knaller „Jump“ oder „On Fire“, das durch afrikanische Rhythmen und Clavinet-Einsatz zu verführen weiß.

Und mutig! Da wurde auch ein epischer Zehnminüter wie „Funky Squaredance“ draufgepackt, der vom anfänglichen Slow-Country in eine Art Breakdance plus Heavy-Gitarre übergeht. Alles ziemlich retro, aber das stört niemanden, denn Phoenix tun all dies mit großer, frecher Geste, singen ganz charmant in leicht französelndem Englisch und betonen überall, dass ihre Musik von Herzen komme, aber irgendwie auch ironisch gemeint sei.

KonsumentInnen des Albums jedenfalls sind beim ersten Hören fassungslos, beim zweiten angenehm überrascht und beim dritten ... süchtig. Totale Euphorie! Tatsächlich wie zu besten Supergrass-Zeiten. Deshalb findet das Konzert auch im Logo statt, wegen der garantiert heißen Atmosphäre, die die Decke so schön zum Tropfen bringt, T-Shirts kleben und Menschen glücklich „united“ abrocken lässt. Barbara Schulz

heute, 21 Uhr, Logo; als – möglicher Warm-Up sei der Anarcho-R'n'R der Weakerthans empfohlen: 18 Uhr, Michelle Records (Gertrudenkirchhof)