Untergang der DDR schadet den Menschen

Betr.: „Daum und Werder Schnee von gestern“, taz Bremen vom 26.10.2000

Lese mit Freuden: Martin Rooney liebt die PDS, er sorgt sich um deren Westausdehnung. Darüber „streiten sich Ernst Busche, Gerrit Guit und Sarah Wagenknecht“, behauptet er. Ich weiß es besser: Wir unterhalten uns darüber. Für uns ist die PDS im Westen schon „angekommen“, wie die Medien so doof berichten. In Bremen verfügt sie sogar schon über zwei Parteibüros.

Rooney bezieht die Werder-Geschäftsstelle in die Pro-PDS-Kampagne ein. Die soll „rote (!) Buttons an alle Werder-Fans im Stadion verteilen“. Nur die von ihm vorgeschlagene Parole „Vom Osten lernen heißt siegen lernen“ möchte ich nicht übernehmen, da „der Osten“ ja gegen „den Westen“ verloren hat. Was ich sehr bedauere, denn dieser Untergang schadet den Menschen in Ost und West.

Wie sähe die Welt aus, gäbe es noch den Ostblock? Die DDR mit ihren sozialen Errungenschaften säße als dritter Partner mit Gewerkschaftern am Verhandlungstisch, um gegen Unternehmer/Kapitalis-ten den Sozialabbau zu stoppen. Keine US-Raketen und kein Embargo gegen die Menschen, vor allem die Kinder, im Irak und im vergangenen Jahr keine NATO-(deutschen) Bomben auf Kindergärten, Schulen, Flüchtlingskonvois und Radiosender in Jugoslawien. Ich sah ein großes Transparent über dem Brandenburger Tor: „Wurde diese Grenze aufgehoben, damit wir gegen andere Völker in den Krieg ziehen.“

Eine „dringliche Bitte“ Rooneys erfüllte die Bremer PDS schon am Samstag, den 28. Oktober. Zwar nicht mit einem Parteitag, sondern mit der „Einweihungsfeier des Regionalbüros“ an der Wulwesstraße. Und das ist nicht weit entfernt vom Weserstadion. Roland Claus, neuer Fraktionsvorsitzender und Hauptredner auf der Bremer Feier, kann also zu Fuß zur „Ost“-Kurve des Stadions gehen, wo vielleicht Werder die Bayern besiegt. Er würde damit in die Fußstapfen seines Vorgängers Gysi treten, der während des Parteitages den Sieg von Cottbus über Bayern beklatsche.

Dr. Ernst Busche