Schneller Pendeln mit der Privatbahn

■ Ab Sonntag fahren Privatbahnen im Umland/ Mehr Zug fürs gleiche Geld / Weitere Privatisierung erst nach Streckensanierung

Am Sonntag wird gefeiert auf den Bahnhöfen in der Region. Anlass ist der Abschied von den Bimmelbahnen der Deutschen Bahn AG. Dafür kommt nun die NordWestBahn mit frischem Schwung im Zugfahrplan. Gefeiert wird damit auch die Premiere in Niedersachsen, dass private Anbieter Strecken betreiben.

Während Länder wie Schleswig-Holstein inzwischen einen Großteil ihres Nahverkehrsnetzes privatisiert haben, macht Niedersachsen jetzt in der Region Weser-Ems den Anfang. Die drei Nahverkehrsstrecken (Wilhelmshaven – Osna-brück, Esens – Sande und Bremen – Osnabrück) sind die ersten, die das Land Niedersachsen vor drei Jahren ausgeschrieben hatte, und die ab Sonntag von der DB-Konkurrenz befahren werden.

Mit den privaten Anbietern auf den Trassen will das Land mehr Menschen in die Züge bringen. Zuvor waren die Strecken „nicht so stark frequentiert“. Durch ein besseres Angebot will die NordWestBahn jetzt „vergraulte Fahrgäste“ zurückgewinnen. PendlerInnen und SchülerInnen vor allem. Anvisiert ist eine Zunahme von Fahrgästen im zweistelligen Bereich, erklärt Sprecherin Cornelia Zürn.

16 Angebote hatte es damals auf die Ausschreibung der Strecken-Combis hin gegeben. Überzeugt hatte die Landesverkehrsgemeinschaft Niedersachsen (LNVG) das Angebot der NordWestBahn, die als Zusammenschluss der drei Unternehmen Stadtwerke Osnabrück, Verkehr und Wasser GmbH Oldenburg und der DEG Verkehrs GmbH „eisenbahntechnisches und regionales Know-How“ vereint. In einem Maß, das auch die DB aus dem Rennen flog, so Sprecherin Karin Thümlein.

Rund 33 Millionen Mark hatte das Land Niedersachsen bis dato jährlich an die DB gezahlt, um die Regionalbahnen über die Schienen zuckeln zu lassen. „Mehr Leistung für das gleiche Geld“ wollte Niedersachsen durch die Ausschreibung anbieten. Im Klartext: Die NordWestBahn lässt für etwa die gleichen Millionen rund 20 Prozent mehr Züge fahren. Insbesondere abends und am Wochenende.

Und die KundInnen? Die werden genau so viel zahlen für die Tickets wie bisher bei der DB. Nur: Er reist in nagelneuen Zügen. Die fixen Leichttriebwagen sollen durch bessere Beschleunigung 35 Minuten schneller zwischen Wilhelmshaven und Osnabrück pendeln.

Endlich ist auch Niedersachsen „dran“ mittels Ausschreibungen ein „attraktiveres Angebot auf die Schiene zu setzen“, erklärte dazu gestern Wilfried Jankowski vom Verkehrsclub Deutschland. Über seine Forderungen nach weiteren Ausschreibung denkt die LNVG zwar nach. „Wir müssen aber abwarten, wie sich das erste Projekt entwickelt“, so Thümlein. Auch müsse auch die Bahn erst weitere Strecken sanieren – solange lohne es sich nicht, darauf private Anbieter im Schneckentempo fahren zu lassen. pipe