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: US-Profiliga startet mit drei deutschen Kickerinnen

Lukrative Reize

Schon im Juli war klar, das die US-Profiliga deutsche Elitekickerinnen aus der Nationalelf verpflichten will. Lauren Gregg, die Chefeinkäuferin der Women’s United Soccer Association (WUSA) war sogar persönlich vor Ort und überreichte Unterlagen an Doris Fitschen, Maren Meinert und Bettina Wiegmann.

Jetzt herrscht Gewissheit: Fitschen, Meinert und Wiegmann wechseln in die WUSA. So heißt die Profifußball-Liga in den USA, die zum 1. April 2001 den Spielbetrieb erst einmal mit acht Mannschaften aufnehmen wird. Fitschen wurde von Philadelphia gedraftet. Meinert und Wiegmann gehen zusammen nach Boston.

In den nächsten fünf Jahren soll die Liga auf zwölf bis 14 Mannschaften ausgedehnt werden. Derzeit beträgt der Jahresetat pro Team fünf Millionen Dollar, die ausnahmslos aus der Fernseh-und Unterhaltungsindustrie kommen. WUSA-Chef ist John Hendricks von Discovery Channel, der über verschiedene Kanäle auch die TV-Berichterstattung organisiert.

Bei den Olympischen Spielen in Sydney erklärte Fitschen noch, ihr sei es eigentlich völlig gleich, wo sie in den USA ihre Karriere abschließe. Ohnehin hielt die 32-jährige DFB-Rekordinternationale immer ihre Absichten unter Verschluss. Mehr als den Satz „die USA sind sicherlich ein Thema“ ließ sie kaum verlauten. Das Duo Meinert/Wiegmann äußert sich da schon wesentlich konkreter: „Der Wechsel war eigentlich nur noch eine Formsache.“ Die Verträge sind unterdessen mit der WUSA abgeschlossen. Sie erstrecken sich über ein Jahr und los geht es schon in der Vorsaison im März.

Für das deutsche Trio und die Vereine hier zu Lande ist der Zeitpunkt passend. Ende Februar geht die Hinrunde der Bundesliga zuende. Und finanziell lukrativ ist ein WUSA-Vertrag allemal. Die Liga-Verwaltung hat feste Einstufungen, die, so Gregg „im Prinzip nicht verhandelbar“ sind. 40.000 Dollar Grundgehalt von der Liga sind für Ausländerinnen vorgesehen. Hinzu kommen Vergünstigungen, für die die Teams sorgen. Diese sind frei verhandelbar und umfassen Bereiche wie Wohnung und Auto. Ein dritter Teil ist völlig individuell gestaltbar, nämlich das private Sponsoring. „Jede Spielerin ist für ihren Marktwert selbst verantwortlich“, sagt Lauren Gregg.

„Die Liga gibt jedoch eine erste Hilfestellung, denn in der WUSA herrscht freie Schuhwahl“, gibt die ehemalige Co-Trainerin des US-Nationalteams einen Hinweis auf mögliche Einkommensquellen. Für eine halbwegs clevere Spielerin sei es kein Problem, ein fünfstelliges Monatsgehalt in US-Dollar zu erzielen, meint sie.

Neben den Deutschen haben Sissi, Katia, Pretinha und Roseli aus Brasilien Verträge geschlossen. Aus Japan wurde Homare Sawa verpflichtet. Bereits vor ein paar Wochen unterzeichneten Hege Riise, AnnKristin Aarönes, Bente Nordby und Gro Espeseth von Olympiasieger Norwegen. Jedes Team verfügt somit über zwei Ausländerinnen.

Megastar Sun Wen aus China würde auch gerne in die USA gehen, doch „es liegt nicht an mir, sondern am Verband, mir eine Freigabe zu erteilen“ sagt die Stürmerin, die bei der letzten WM wie bei Olympia Torschützenkönigin wurde. Angesichts der höchst wahrscheinlichen WM-Vergabe 2003 durch die FIFA-Exekutive ins Reich der Mitte sind Hoffnungen allerdings aussichtslos, Stars aus China zu bekommen.

Auch in Deutschland sind die Abgänge von Fitschen, Wiegmann und Meinert nicht unumschritten. So ärgerte sich Frankfurts Manager Siegfried Dietrich erfolglos, dass der DFB die Bundesliga nicht stütze, sondern ihre Schwächung mitverantworte. DFB-Trainerin Tina Theune- Meyer betont dagegen seit Monaten, das sie die Wechsel befürworte. Man könne davon profitieren und es sei schließlich auch gutes Geld zu verdienen.

In diese Richtung spekuliert auch der FFC Brauweiler. „Die Wechsel aus laufenden Verträgen werden nicht gerade billig“, prophezeite Brauweiler-Sprecher Ralf Ragge einen Geldsegen, denn Meinert und Wiegmann verfügen anders als Fitschen nicht über eine Ausstiegsklausel. RAINER HENNIES