Lehrer plagt Schüler-Phobie

Deutschlands Lehrer sind nicht nur älter, sondern auch resignierter als andere Berufsgruppen. Beamtenbund fordert bessere Gehälter und Geld für Lehrmittel

BERLIN taz ■ Fast jeder dritte Lehrer in Deutschland fühlt sich ausgebrannt. Das ist das Zwischenergebnis einer Langzeitstudie, die der Deutsche Beamtenbund gestern in Berlin vorstellte.

Forschungsleiter Uwe Schaarschmidt von der Universität Potsdam kam zu dem Ergebnis, dass viele Lehrer sich zwar überdurchschnittlich engagierten, ihren beruflichen emotionalen Problemen aber nicht gewachsen seien. „Das Resignationsrisiko bei Lehrern ist doppelt so hoch wie bei Menschen mit Pflegeberufen“, sagte Schaarschmidt. Besonders ausgeprägt sei das Gefühl des „Nicht-Anerkannt-Werdens“ in Ostdeutschland. Als Hauptgrund hätten viele Lehrer das Verhalten schwieriger Schüler genannt. „Bis hin zur Schülerphobie“ hätten Beleidigungen, Desinteresse und Konsumentenhaltung bei manchen geführt. Probleme bereite auch die wachsende Klassenstärke.

Der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes, Erhard Geyer, forderte die Kultusminister auf, die Schulen für junge Lehrer wieder attraktiver zu machen. Das Durchschnittsalter der Lehrkräfte liege bei 47 Jahren. „Eine unheilige Allianz von Haushaltspolitikern aus Bund und Ländern hat sich auf Dumpinggehälter für junge Lehrer geeinigt“, kritisierte Geyer. Mehr Geld sei auch für Lehrmittel nötig. „Die Kürzungen der vergangenen Jahre können nicht länger dadurch ausgeglichen werden, dass die Lehrer auf eigene Kosten Kopien anfertigen.“

Der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Willi Lemke, erinnerte daran, dass zu einem Wohlbefinden im Beruf nicht nur Arbeitszeit und Gehalt, sondern auch Teamarbeit beitragen. „Ich glaube, dass viele Lehrer Einzelkämpfer sind.“ R. GEISSLER