Das eigene Leben leben

Bei FLAKS in Altona-Nord können sich Frauen austauschen, informieren und neue Perspektiven schaffen  ■ Von Kathrin Dietzel

„Für eine alleinstehende Frau ist es oft schwierig, an die richtige Tür zu klopfen“, sagt Joyce. Die 50-jährige Kostümmalerin ist selbstständig und hatte im vergangenen Jahr die Idee, sich beruflich umzuorientieren, „mit der Kunst ist es nicht so einfach“. Eine sichere Anstellung wollte sie, vielleicht als Bürokraft, wusste aber nicht, wie sie das anfangen sollte. Die richtige Adresse fand sie schließlich in FLAKS, dem Zentrum für Frauen in Altona Nord. Eigentlich wollte sie nur den Computerkurs für Anfängerinnen belegen. Es habe sie genervt, alle fünf Minuten um Hilfe bitten müssen, sagt sie. Dann nahm sie aber zusätzlich an einem Kurs zur beruflichen Orientierung teil. Zwar bemalt und bearbeitet sie auch weiterhin Kostüme, aber trotzdem habe ihr der Kurs sehr geholfen, sagt Joyce. „Ich bin jetzt überzeugt, dass ich das Richtige tue.“ Der Erfahrungsaustausch mt anderen Frauen habe ihr gezeigt, dass ihr Weg zwar schwierig, aber dennoch der ihre ist. Ein Bürojob sei zwar sicherer, aber sie sei eben Künstlerin, und dazu gehöre nunmal auch das ständige Ringen um Aufträge. Trotzdem ist es gut zu wissen, wie eine Bewerbung aussehen muss. „Vor dem Computer hatte ich früher regelrecht Angst“, sagt sie. Die hat sie verloren. Nach dem einwöchigen Kurs kennt sie nun die Grundfunktionen und weiß, was sie beim Kauf eines Computers berücksichtigen muss.

Egal, ob es um Orientierung oder konkrete Kenntnisse geht, bei FLAKS sind alle Angebote für die Teilnehmerinnen kostenlos. Die Stadt zeigt sich bei der Finanzierung des Projekts spendabel: Ein neues Haus ist bereits entworfen und auch die Gelder für den Bau stehen bereit. Nur wer die Miete zahlt, ist noch unklar. Ist das geklärt, stehen FLAKS statt der jetzigen 50, bald die erträumten 400 Quadratmeter zur Verfügung. Entsprechend vergrößert sich das Angebot. Es wird dann ein Café inklusive preiswertem Mittagstisch geben. Hier sollen Frauen sich „einfach so“ treffen und austauschen können, auch ohne konkretes Problem. Denn „vielen ist der Besuch einer Beratungsstelle peinlich“, sagt Karen Haubenreisser von FLAKS. Zu ihnen könne jede Frau kommen, egal wie alt, ob Single oder verheiratet, Mutter oder nicht, berufstätig oder arbeitslos. „Unterschiedliche Erfahrungen arbeiten miteinander und verbinden“, sagt Karen Haubenreisser. Genau das hat ja auch Joyce bei ihrer Entscheidung geholfen.

Das Angebot von FLAKS umfasst Kurse und Workshops sowie Beratung zur beruflichen Orientierung und Sozialberatung. Letztere gibt es auf deutsch und türkisch. 50 Prozent der Frauen sind Migrantinnen, vor allem aus der Türkei. Viele leben in Scheidung, brauchen einen Job. Den zu finden ist aufgrund der Sprachschwierigkeiten nicht einfach. FLAKS-Mitarbeiterin Jacinda Sroka verrät Frauen, wohin sie sich wenden können, hilft beim Ausfüllen von Anträgen, oder Schreiben von Briefen und Bewerbungen.

Ziel von FLAKS ist nicht in ers-ter Linie, Frauen in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln, sondern sie darin zu bestärken, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Es geht zunächst darum, ihnen den Arbeitsmarkt und ihre eigenen Möglichkeiten transparent zu machen. Bei zwei Drittel der Teilnehmerinnen gelingt das: 15 Prozent finden Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt oder bei einem Beschäftigungsträger, 35 Prozent beginnen eine Weiterbildung, Umschulung oder Ausbildung und 20 Prozent bewerben sich auf Basis der neu entwickelten Perspektiven.

FLAKS, Stresemannstraße 142, Tel.: 39 24 14