■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Alte Liebe rostet nicht

In Bremen wird der langjährige Staatsanwalt vom „politischen“ Dezernat und kurzzeitige Staatsrat des Inneren Hans-Georg von Bock und Polach meist als Spaziergänger erlebt. Das trifft in gewisser Weise zu, denn der Mann genießt sein Ruhegehalt als in den einstweiligen Ruhestand versetzter Staatsrat. Es stimmt aber gleichzeitig nicht, denn von Bock hat sich als Anwalt niedergelassen. In Bremen darf er das nicht, jedenfalls eine gewisse Schamfrist lang nicht, also ging er ins benachbarte Osterholz-Scharmbeck. Besonders viele Mandanten hat er da nicht, sagt der böse Volksmund, das würde auch keinen Sinn machen, denn das würde ihm nur vom „Ruhegehalt“ abgezogen und dann könnte er ja auch nicht in Bremen spazieren gehen.

Das mit dem schönen Ruhegehalt ist bald vorbei, glücklicherweise auch das Verbot, sich in Bremen als Anwalt niederzulassen. So will von Bock auch im nächsten Jahr zurückkehren, rein dienstlich. Nur: Wo soll der Mann, der durch einen Berg unerledigter Akten im Schreibtisch auffällig wurde, sich niederlassen? Da kommt es einem manchmal zugute, wenn man langjährige Freundschaften pflegt. Der frühere Innensenator Borttscheller, ein Schul- und Duz-Freund von Bocks, hatte seinen Aufstieg zum Staatsrat im Innenressort veranlasst, nun wird Borttscheller den Osterholzer Anwalt auffangen. Borttscheller durfte direkt nach seinem Ausscheiden als Innensenator als Anwalt wirken, nun nimmt Borttscheller seinen Schulfreund in die eigene Kanzlei auf.

Ähnliches Glück im Unglück hat der Geschäftsführer der Bremer SPD, Manfred Jabs. Dass der Vorsitzende der Partei, Detlev Albers, seinen Geschäftsführer lieber vorgestern als gestern an die Luft setzen würde, ist stadtbekannt. Arbeitsrechtlich ist das aber nicht so einfach, selbst für einen Tendenzbetrieb wie die SPD gibt es arbeitsrechtliche Vorschriften. Und Jabs ist ein Sozialdemokrat, der sich nie etwas zu Schulden kommen ließ, weder politische Alleingänge ohne Segen der Partei noch Geschmuse mit rabenschwarzen CSU-Politikern.

Auch jemanden einfach wegmobben geht natürlich unter Genossen nicht. So konnte Albers lange nichts tun. Nun geht Jabs doch – er wird Referent bei der Arbeiterwohlfahrt in Bremerhaven. Das ist wahrlich kein Aufstieg, vom SPD-Geschäftsführer zum AWO-Referenten. Aber auch Sozialdemokraten lassen alte Weggefährten nicht fallen, höchstens nach Bremerhaven. Rosi Roland