Nur zwei Minuten langsamer als Moser

Doping-Professor Francesco Conconi testete Epo an sich selbst, bevor er es zahlungskräftigen Sportlern verabreichte

ROM dpa ■ Francesco Conconi, dem in Italien im Zuge von Doping-Ermittlungen eine Anklage wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung bevorsteht, spritzte sich im Selbstversuch das Blut-Dopingmittel Epo. Damit trat der Professor, ehemals Leiter des biomedizinischen Zentrums von Ferrara, den Beweis an, wie wirkungsvoll das Hormon sein kann, das er Hochleistungssportlern gespritzt haben soll.

Mit künstlichem Epo im Blut konnte der damals 59-jährige Conconi am 3. September 1994 in einem Bergrennen am Stilfser Joch in Südtirol sogar fast mit dem Giro-Gewinner Francesco Moser mithalten, der sich gerade auf einen Stundenweltrekord vorbereitete. Hobbyradler Conconi verlor auf Moser nur zwei Minuten.

Diese Details gehen aus Akten des Staatsanwalts Pierguido Soprani hervor, dem auch von Conconi und seinen sieben Mitarbeitern angefertigte Listen vorliegen, die 407 verschlüsselte Namen enthalten. Auf diese Weise sollten die verabreichten Dosen verschiedener Dopingmittel, die Sportler erhielten, festgehalten worden sein.

Zu den Kunden von Conconi, der sich die Ausarbeitung spezieller Trainingspläne teuer bezahlen ließ, sollen mehrere Top-Profis zählen. In diesem Zusammenhang wurden in italienischen Zeitungen in der Vergangenheit die Namen Bjarne Riis (Dänemark), Stephen Roche (Irland), die Italiener Gianni Bugno und Francesco Moser sowie Tony Rominger (Schweiz) und Andreas Kappes (Köln) genannt. Kappes war bei den deutschen Bahn-Meisterschaften zum zweiten Mal in seiner Karriere des Dopings (mit Nandrolon) überführt worden und muss am 8. November vor dem Sportgericht in Berlin mit einer zweijährigen Sperre rechnen.