vorlauf
: Übereifrige Dilettanten

Polizeiruf 110 – Die Macht und ihr Preis So, 20.15 Uhr, ARD

In Grimnitz, Mecklenburg-Vorpommern, stehen Kommunal-und Kreistagswahlen an, und der schon recht betagte Kandidat Dr. Lacleur (Alexander May) versucht mit allen Mitteln, seine politische Karriere zu verlängern. Diese ist eigentlich schon vorbei, doch wenn man so lange im Geschäft ist wie er und zudem noch versiert in antiker Geschichte, gehört das Vertuschen übler Machenschaften, Lügen und Bestechen wohl einfach zum Handwerk.

Doch Herr Dr. Lacleur hat mehr Gegner als erwartet. Und die wollen ihn nicht nur mit politischer Rhetorik stoppen. Ein Häftling (Oliver Korittke) flieht aus dem Gefängnis, eine Dessous-Verkäuferin (Katharina Schubert) hilft ihm, zusammen wollen sie Lacleur erpressen und einschüchtern. Am Grimnitzer See, an dem man mit einer von Anglern vehement geforderten Fischtreppe noch besser angeln könnte, treffen sie aufeinander.

In diesem idyllischen Winkel wird so viel Staub aufgewirbelt, dass Hauptkommissar Hinrichs (Uwe Steimle) von der Kripo Schwerin und sein als Verstärkung hinzugerufener Hamburger Kollege Hauptkommissar Dieckmann (Jürgen Schmidt) nach altbekannter Manier den Leuten vor Ort auf den Zahn fühlen müssen.

Der übereifrige Hinrichs tut das auf eine fast bemitleidenswerte Weise, muss er sich doch unsäglich platter Dialoge bedienen. Aufgeregt und verbissen versucht er permanent, seine Kompetenz unter Beweis zu stellen. Besonders hilflos wirkt das neben seiner jungen Frau Nina (Julia Richter), die zu allem Überdruss auch nicht zu überzeugen vermag. Und Dieckmann, der seinen kollegialen, erfahrenen und gelassenen Gegenpart darstellen soll, tut das so leidenschaftslos und unbeteiligt, dass er einem bei seiner Rückfahrt nach Hamburg erstmals richtig auffällt.

Auch wenn die Kamera die vorherrschende Mittelmäßigkeit der Akteure zu brechen und aufzupeppen versucht, indem sie im wiederholten Wechsel hinter den Figuren herschwenkt, auf sie zufährt und sie teils sogar mehrfach eng umkreist, wirkt auch dieses Bemühen höchst ungelenk und unpassend. Was soll’s, man muss ja auch nicht immer fernsehen.

KIRSTEN KOHLHAW