Energiegeld für Gemeinden

Die Energieagentur NRW bündelt in Kommunen des Ruhrgebietes die Kräfte, die auf dem Energiesektor bereits vorhanden sind. Synergien sollen zum effizienten Umgang mit Energie führen und die Standorte in Sachen regenerative Quellen stärken

von KATRIN EVERS

Das Ruhrgebiet, ehemals Hochburg von Kohle- und Stahlproduktion in Deutschland, ist das Herzstück vom Energieland Nordrhein-Westfalen. Doch nicht alle ehemaligen Zechen- und Hüttenstandorte profitieren vom Boom der erneuerbaren Energien und produzieren Solarzellen und Windkraftanlagen. Viele Kommunen im Ruhrgebiet haben noch mit dem Strukturwandel zu kämpfen und nutzen die Potenziale, die der Energiebereich birgt, nur vereinzelt.

Hier setzt das Energienetzwerk Nordrhein-Westfalen an: Dieses Projekt der Energieagentur NRW bündelt in ausgewählten Kommunen des Ruhrgebietes die Kräfte, die auf dem Energiesektor bereits vorhanden sind. Die Synergien sowie neue Projekte zum effizienten Umgang mit Energie und zu regenerativen Energien sollen diese Kommunen als Wirtschaftsstandort stärken.

Das nordrhein-westfälische Ministerium für Wirtschaft und Mittelstand, Energie und Verkehr hat das Energienetzwerk initiiert, und die Energieagentur NRW, eine neutrale und unabhängige Landeseinrichtung, setzt es um. Die Gelder stammen aus einem EU-Fördertopf für strukturschwache Gebiete in Nordrhein-Westfalen, den Ziel-2-Gebieten. Diese Regionen sollen mit EU-Mitteln ihre Wirtschaft umstrukturieren und dabei beispielsweise kleine und mittlere Unternehmen (bis 250 Mitarbeiter) fördern, auch mit Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, Industriebrachen wieder nutzen und die Qualität der Umwelt verbessern. Vor allem im Bereich der Wirtschaftsförderung ist das Energienetzwerk aktiv: denn die örtlichen Handwerker sollen die Solaranlagen auf den Dächern des Ruhrgebietes installieren, die Häuser mit einer besseren Wärmedämmung und einer energieeffizienteren Heizungsanlage ausstatten.

Die Energieagentur NRW hat Kommunen unterschiedlicher Größe aus den Zielgebieten ausgewählt; bisher mit im Boot sind Duisburg, Gelsenkirchen und Hattingen, zwei weitere kommen noch hinzu.

In Gelsenkirchen haben die beiden Mitarbeiter des Energienetzwerkes, Andrea Fischer und Michael Müller, ihre Arbeit im Sommer begonnen. „Wir haben uns mit den Vertretern des Umweltamtes, des örtlichen Energieversorgers, lokalen Agenda-Gruppen und dem Umweltbeauftragten der evangelischen Gemeinde an einen Tisch gesetzt und alle Projekte und Ideen zum Energiebereich zusammengetragen“, sagt Michael Müller. „Das Interesse an einer Zusammenarbeit ist enorm, zahlreiche Aktionen sind bereits geplant.“

So findet am 8. November im Wissenschaftspark Gelsenkirchen der Workshop für Handwerksbetriebe, Planungsbüros und Wohnungsgesellschaften aus Gelsenkirchen statt. Er informiert über neue Geschäfts- und Beschäftigungsfelder durch den Klimaschutz. Dabei geht es vor allem um das Potenzial der Altbausanierung: Förderprogramme und technische Möglichkeiten werden aufgezeigt und die bundesweite Kampagne „Solar – na klar“ soll Solaranlagen auf die Altbauten bringen. Zudem wird eine mögliche Initiative „Arbeit und Klimaschutz für Gelsenkirchen“ vorgestellt, die Haus- und Wohnungseigentümer, Mieter, Handwerker, Architekten und Ingenieure vernetzen soll.

Weitere Aktionen bieten Haus- und Wohnungseigentümern einen Anreiz, energetische Sanierungen in Angriff zu nehmen. Denn für rund 30 Prozent der klimaschädlichen CO2-Emissionen sind die privaten Haushalte verantwortlich. Und davon wiederum fallen 70 Prozent durch das Heizen an.

So will das Energienetzwerk für verschiedene Stadtteile Gelsenkirchens einen kommunalen Heizspiegel erstellen. Dieses Instrument, von der Münchener ArbeitsGruppe Energie entwickelt, ermittelt und bewertet die Energieverbräuche und die Energiekosten innerhalb einer Gemeinde oder eines Stadtteils. Der Heizspiegel gibt die flächenbezogenen Durchschnittswerte und Obergrenzen des Heizenergieverbrauchs und der Heizkosten von Wohngebäuden wieder. Weichen die Abrechnungen von den Durchschnittswerten ab, ist für Mieter und Vermieter schnell ersichtlich, wo Sanierungsbedarf besteht. Besonders für Vermieter dürfte diese Aktion bald interessant sein: Die Bundesregierung plant eine Mietrechtsreform, nach der der Vermieter dem Mieter alle Verbrauchsdaten eines Gebäudes offen legen muss.

Einen weiteren Anschub bietet das Energienetzwerk NRW in Stadtteilen an, von denen ein besonderer Sanierungsbedarf schon bekannt ist: Hausbesitzer in Gelsenkirchen-Bismarck und -Schalke-Nord können günstig Thermographie-Aufnahmen von ihren Gebäuden erstellen lassen. Diese Bilder zeigen die Schwachstellen in der Wärmedämmung eines Hauses. Sie werden mit einer Infrarotkamera nachts und bei Temperaturen von höchstens 5 Grad Celsius aufgenommen. Denn um die Wärmestrahlung des Gebäudes sichtbar zu machen, muss ein Temperaturgefälle von mindestens 10 Grad zwischen innen und außen bestehen. „Typische Wärmeschleusen sind Fenster, Türen und Vordächer“, weiß Thermograph John Trenaman von unzähligen, mit einer speziellen Software ausgewerteten Fotos. Anhand dieser Thermographie-Aufnahmen kann dann die Wärmedämmung der Häuser erheblich verbessert werden. Gut fürs Klima, und Arbeit fürs Handwerk – demnächst auch in Duisburg und Hattingen.