EZB puscht den Euro

Unerwartete Stützungskäufe der Europäischen Zentralbank ernten überwiegend Zustimmung

BERLIN taz ■ Wim Duisenberg ist immer für Abwechslung gut. Gestern überraschte er die Finanzwelt mit erneuten Stützungskäufen zugunsten des Euro. Dessen Kurs zog kurzfristig auf beinahe 88 Cent an. Auch wenn die unklaren Arbeitsmarktzahlen aus den USA nachmittags zu einem kleinen Absacker führten, hielt sich doch die positive Stimmung.

Die Erklärung für den Eingriff war die gleiche wie bei der ersten Intervention Ende September: Gegenüber dem Dollar sei der Euro entschieden zu niedrig bewertet. Man sei besorgt über die Folgen für die Preisstabilität. Unklar blieb bis Redaktionsschluss, welche Notenbanken – es sollen „mehrere aus dem Euro-Raum“ gewesen sein – sich an den Käufen beteiligt hatten. Außer der Deutschen Bundesbank wollte sich keine bekennen. Offiziell nicht dabei waren dagegen die britische und japanische sowie die US-Notenbank. Bei Letzterer spekulierten Experten jedoch, dass sie wegen des Präsidentschaftswahlkampfes womöglich im Stillen tätig geworden sei.

Anders als im September gab es diesmal überwiegend Lob von Ökonomen. Gustav Horn, Konjunkturexperte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), erklärte gegenüber der taz, das Timing sei „sehr gut gewesen“, der Eingriff sei erfolgversprechend, weil sich der Euro – anders als zum September – momentan ohnehin auf steigendem Kurs befinde. Und um „die Inflationsängste im Zaum zu halten“, seien Stützungskäufe allemal besser als Zinserhöhungen. Allerdings werde das Bild getrübt, falls die US-Notenbank sich dieses Mal tatsächlich zurückgehalten habe. „Es fehlt die Power, wenn die andere Seite nicht mitmacht.“ Andere Experten hielten sich weniger zurück und bejubelten die Aktion als „intelligent“, „ideal“, „brillant“.

BEATE WILLMS