■ Die Fusion von Hansewasser mit der swb-Tochter Norvia könnte 20 Millionen Mark jährlich freisetzen
: Bei Hansewasser sollen die Millionen sprudeln

Der ehemals kommunale Abwasserentsorger Hansewasser steht offenbar vor einer weiteren Stufe des Privatisierungs-Umbaus. Unternehmensberater von Kienbaum/Fichtner haben festgestellt, dass eine Verschmelzung der Bremer Hansewasser mit der swb-Tochter Norvia – bei deutlichem Arbeitsplatzabbau – ein jährliches Sparpotenzial von 20 Millionen Mark freisetzen könnte. Die Sprecherin der swb AG bestätigt, dass eine entsprechende „Projektidee“ derzeit geprüft werde. Bis spätestens April 2001 sollen die Planungsgruppen erste Ergebnisse darüber vorlegen, wie die Unternehmen künftig zusammenarbeiten werden, so Angela Dittmer.

Ersten Entwürfen zur Folge soll ein Abbau von Arbeitsplätzen vor allem das zu Anfang 1999 privatisierte Unternehmen Hansewasser Bremen betreffen. Die GmbH, in der die Stadt neben der Mehrheitsgesellschafterin swb AG und der veba-Tochter Gelsenwasser AG nur noch eine Sperrminorität von 25,1 Prozent hält, war aus dem Verkauf der Abwasser-Sparte der Bremer-Entsorgungsbetriebe (BEB) entstanden.

Bei der Hansewasser sind heute 530 Personen beschäftigt. Würden die bislang bekannt gewordenen Planungen umgesetzt, bedeutet das nach vorsichtigen Schätzungen des Hansewasser-Betriebsrats den Abbau von rund 170 Arbeitsplätzen. Dies sei durch Vorruhestandsregelungen und Altersteilzeit sozialverträglich möglich, heißt es dazu bei der swb AG. Im übrigen entspreche eine Zusammenlegung der Sparten Wasser (Norvia) und Abwasser (bislang Hansewasser) der Firmenpolitik der swb AG, wonach Synergie-Effekte optimal genutzt würden. An der Unterhaltung der Gas-, Wasser- und Wärmeleitungssysteme sind bei der Norvia derzeit rund 730 Personen beschäftigt. Die Unternehmenssprecherin der Hansewasser Bremen GmbH, Dora Hartmann, will sich zu den möglichen Umstrukturierungen unterdessen nicht äußern. „Die Hansewasser ist Teilnehmer, aber nicht Initiator“, heißt es.

Hansewasser-Betriebsrats-Chef Joachim Antholz ist über die Planungen besorgt: „Diese neuen Pläne schlagen sich auf die Arbeitsmoral nieder.“ Gerade erst habe die Belegschaft die Ausgliederung aus der ehemals städtischen Abwasser-Sparte der Bremer Entsorgungsbetriebe (BEB) verdaut. „Mit gutem Erfolg übrigens, die Identifikation mit Hansewasser ist hoch.“ Auch die für das erste „Privat-Jahr“ 1999 ausgewiesene Bilanzsumme von rund 20 Millionen Mark könne sich sehen lassen. Schon drohe neue Ungewissheit.

Der Konzernbetriebsrat der swb AG hält sich zur den Fusionsplänen derweil bedeckt. Was die Beschäftigten nach Bekanntwerden der Kienbaum-Untersuchungsergebnisse bislang umtreibt, seien „reine Spekulationen“. „Noch beraten die Gremien. Verbindliche Informationen haben wir keine. Wir wissen nur, dass das Projekt im Frühjahr abgeschlossen werden soll.“ Unterdessen schließt die swb-Sprecherin nicht aus, dass der Umbau auch personelle Folgen für Norvia-Beschäftigte haben könnte. Denn rund zwei Drittel der Hansewasser-Beschäftigten genießen einen besonderen Kündigungsschutz. Die Überleitungsverträge, die die Personalvertretungen im Zuge der Privatisierung erstritten haben, schließen betriebsbedingte Kündigungen für die ehemals öffentlich Bediensteten aus. Damit könnten die angestrebten Synergie-Effekte bedeuten, dass Norvia-Beschäftigte ihren angestammten Arbeitsplatz verlassen müssten – ohne allerdings ihre Stelle im swb-Konzern zu verlieren, wie die Unternehmenssprecherin betont.

Wie die Stadt Bremen sich zu diesen Planungen verhält, wird unterdessen noch zurückgehalten. Weder die Sprecher der Finanz- noch der Umweltbehörde wollten sich zu einer entsprechenden Anfrage der taz äußern, obwohl aus diesen Ressorts die städtischen Vertreter im Hansewasser-Aufsichtsrat kommen. swb-Sprecherin Angela Dittmer betont unterdessen, dass bei einem Umbau beider Unternehmen garantiert bliebe, dass die Hansewasser GmbH ihren Sitz in Bremen behalten soll. Wieviele Arbeitsplätze die Zusammenlegung beider Unternehmen in einer juristisch bislang nicht bekannten Form kosten würde, sei bislang noch unklar.

Die Beschäftigten beider Firmen haben unterdessen offenbar eine eigene Art entwickelt, mit den Folgen von Privatisierung und liberalisiertem Markt umzugehen. Zur letzten offiziellen Veranstaltung der Geschäftsführungen erschien kaum ein Viertel von insgesamt rund 1.300 Beschäftigten. ede