Privat gut angekommen
: Verspätung&mehr

■ NordWestBahn-Start: Supervolle Züge

Es war fast wie in alten DB-Zeiten: Verspätung. Durchschnittlich 15 bis 20 Minuten zuckelten die neuen NordWestBahnen dem Fahrplan hinterher. Der feine Unterschied zum typischen DB-Desaster: Kein Sturm, kein technisches Versagen, kein noch so tückisches Problem war schuld. Sondern schlicht Überfüllung: 25.000 bis 30.000 (!) Menschen wollten die erste private Konkurrenz der Bahn in Niedersachsen am Sonntag live erfahren. „Mit so vollen Zügen hatte keiner gerechnet“, erklärt denn auch NordWestBahn-Sprecherin Cornelia Zürn.

Von sitzen konnte in den vollen Zügen tatsächlich keine Rede sein. Das Unternehmen „Privatbahn“ mutierte unversehens zum Familienausflug für die gesamte Region. An (fast) jedem Halt wartete noch dazu ein Bürgermeister, der die neuen und ab sofort häufiger verkehrenden Züge mit Musik und Trahrah höchstselbst begrüßen wollte. Nur: Mit jeder Ansprache, mit jedem rausschieben und reindrängeln aus dem Zug, in den Zug, wuchs auch die Verspätung.

Schon am Nachmittag wandten sich die neuen Betreiber deshalb vorsichtshalber per Radio an alle neuen Bahn- und Feierfans, das neue Angebot doch „in einigen Tagen ganz in Ruhe zu testen“, um potentielle Neu-Bahnfahrer nicht gleich wieder zu vergraulen. Schließlich sei man im Weser-Ems-Raum ja jetzt ständig unterwegs, nachdem die Deutsche Bahn nach Verlust der Ausschreibung die Strecken an die NordWestBahn abgegeben hat.

Ein echtes Problem waren die Verspätungen in der Regel nicht: Die paar „echten“ Bahnfahrer, die nicht einfach nur die schnellen neuen Leichttriebwagen testen wollten, sondern tatsächlich einem Anschlusszug entgegenfuhren, wurden im Notfall mit Taxigutscheinen entschädigt.

Auch gestern hielten das Interesse und die Fülle-bedingten Verspätungen an der Privatbahn an, erklärte das Betreiber-Trio (Stadtwerke Osnabrück, Verkehr und Wasser GmbH Oldenburg und DEG Verkehrs GmbH). „Es waren deutlich mehr Leute unterwegs als sonst“, erklärte Zürn. Mit mehr Zugwagen will man die Fahrten ab Mittwoch bestreiten.

Den Startschuss für die erste Privatbahn in Niedersachsen gab Ministerpräsident Sigmar Gabriel. Denn die Ausschreibung der Strecken Osnabrück – Bremen, Wilhelmshaven – Osnabrück und Esens – Sande gilt als Pilotprojekt. Werden die Privatbahnen gut angenommen, würde man über weitere Strecken-Ausschreibungen nachdenken, erklärte die Landesverkehrsgemeinschaft Niedersachsen. pipe